Genau hinsehen und keine eiligen Urteile fällen

Als Friedrich Merz davon redete, dass abgelehnte Asylbewerber in Deutschland nach anderthalb Jahren Wartezeit, die schnell vorüber sind, wenn sie gegen ihre Ablehnung gerichtlich vorgehen, die vollen medizinischen Leistungen erhalten, die sonst dem Bundesbürger vorbehalten sind, der jahrzehntelang in die Krankenkasse eingezahlt hat, wurde ihm ein Schnellschuss vorgeworfen: „Erst denken, dann reden!“

Das würde so, wie es Friedrich Merz gesagt hatte, gar nicht stimmen. Stimmt, der abgelehnte Asylbewerber ist dem arbeitenden Bundesbürger dann nicht gleichgestellt, sondern wird ihm gegenüber sogar bevorzugt. Genauso wie Bürgergeldempfänger muss er nämlich – zum Beispiel – nicht 40 Prozent der Kosten für den Zahnersatz zuzahlen, sondern kriegt die ganzen 100 Prozent.

Und welchem Zahnarzt ist es zu verübeln, dass er gern Patienten nimmt, für die das Amt – also der deutsche Steuerzahler – bezahlt. Bei den Deutschen, die kein Bürgergeld erhalten, gibt es vielleicht Probleme damit, ob sie die 40 Prozent, die sie selbst zahlen sollen, dann wirklich auch zusammenkratzen können.

Also, lieber Friedrich, genau hingucken, nicht so schnell Parolen raushauen. Einer, der genau hingeguckt hat, ist der Chef der „Freien Wähler“, Hubert Aiwanger:

„Man muss ja sehen: Die [abgelehnten Asylbewerber] haben Wohnung, Heizung plus 410 Euro Bargeld plus Strom plus Hausrat. Der Bürgergeldempfänger muss von seinen 500 Euro noch Strom und Hausrat selber bezahlen.“

„Von den 410 Euro könnten die Asylbewerber [wohlgemerkt, nachdem ihre Berechtigung, in Deutschland um Asyl zu ersuchen, abgelehnt wurde] ‚im Zweifel einige 100 Euro in die Heimat überweisen und den Schlepper bezahlen‘, so Aiwanger.“ (BILD am SONNTAG, 1.10.23, S. 5)

Also, wie es scheint, ist Deutschland das einzige Land der Welt, in dem Ausländer besser gestellt sind als Inländer, sogar dann, wenn ihnen amtlich und gerichtlich das Recht abgesprochen wurde, sich in Deutschland aufzuhalten. Warum bemühen sich viele von ihnen dann trotzdem um einen deutschen Pass? Damit verschlechtern sie ja nur ihre Lebensbedingungen. Die Reisefreiheit! Sie ist ein echtes Argument für den deutschen Pass, damit nehmen die Betroffenen dann sogar eine Verschlechterung ihrer materiellen Lebensbedingungen, die mit dem Übergang vom Ausländer- zum Inländerstatus in Deutschland verbunden sind, in Kauf.

Ich überlege: Könnten die eingeborenen Deutschen nicht massenhaft ihre Staatsbürgerschaft aufgeben, dann an die deutsche Grenze zurückkehren und das Zauberwort „Asyl“ sagen. „Kein Mensch ist illegal“ – das wird vielleicht sogar auch für – ehemalige – Deutsche gelten müssen. Oder gibt es da ein völkisch-rassistisches Ausschlussverfahren?

Ihr Recht auf Asyl wird auch nicht anerkannt werden. Aber das macht ja gar nichts. Sie waren nie Bürger eines anderen Staates, können nach dorthin also auch nicht abgeschoben werden. Wenn sie doch erst einmal Bürger eines anderen Staates werden mussten, um ihre deutsche Staatsbürgerschaft „loszuwerden“, müssen sie eben auch ihre Ausweispapiere „verlieren“, wie das gemeinhin wohl bei den meisten Menschen üblich ist, die in Deutschland um Asyl ersuchen. Nach anderthalb Jahren sind sie bezüglich der Sozialleistungen besser als die Deutschen gestellt, die ihre Staatsbürgerschaft nie verlassen hatten.

Sie dürfen nur nicht wieder anfangen, in Deutschland zu arbeiten. Denn die Steuerschraube muss für die Minderheit, die in Deutschland noch arbeitet, immer mehr angezogen werden, um diesen Wahnsinn weiter finanzieren zu können.

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