befindet sich auf dem absteigenden Ast. Ich würde das jetzt nicht hier behaupten, wenn ich nicht unerwartete Schützenhilfe bekommen hätte, von einem Grünen, von Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Also in der Tat, liebe Meta, Vorsicht vor schnellen Urteilen. Ihm hätte ich das gar nicht zugetraut.
Zum einen wendet er sich in einem Beitrag in WELT+ von heute („Sprache kann man nicht politisch befehlen“) gegen das Gendern in der Schule: „Sonst haben wir am Ende keine einheitliche Rechtschreibung mehr… Es ist schon schlimm genug, dass so viele unserer Grundschüler nicht lesen können. Man muss es denen nicht noch erschweren, indem man in der Schule Dinge schreibt, die man gar nicht spricht.“
Für viel wichtiger halte ich aber noch das Folgende (von ihm): „Ich finde bedauerlich, dass wir die Fragen der Sprache oft auf das Gendern verkürzen. Unsere Sprache ist nicht mehr kreativ. Wir überfrachten nur alles mit merkwürdigen Anglizismen. Es wäre gut, wenn wir insgesamt wieder kreativer mit unserer eigenen Sprache umgehen würden, statt mit Doppelpunkt und Unterstrich nicht sprechbare Dinge zu schreiben.“
Zum Beispiel der in Deutschland erfundene „Prallsack“, der unbedingt „Airbag“ heißen muss. Wie hört sich denn „Prallsack“ an?! Unmöglich! Wie hört sich denn „Rucksack“ an? Dieses Wort hat es in mehrere (Welt)Sprachen geschafft und genauso wäre es dem „Prallsack“ gegangen, wenn wir nur über ein bisschen sprachliches und nationales Selbstbewusstsein verfügen würden. Etwas ist nur dann und so lange „komisch“, wie es noch nicht in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen ist.
Wenn unsere Vorfahren schon so kleinmütig und -gläubig gewesen wären, wie wir es heute in Bezug auf unsere Sprache sind, hätte es nie eine „Lufthansa“ gegeben und alle Fluglinien („Airlines“) in Deutschland würden irgendetwas mit „wings“ oder „air“ heißen. Wie undivers!
7 Kommentare zu “Eine Kulturnation, die für Neues im Leben keine neuen eigenen Worte bilden kann,…”