Das schrie ein 60-jähriger, der sich vor Gericht verantworten muss, weil er eine Polizistin mit einem Zimmermannshammer erschlagen wollte. „Ich habe nicht Schuld, sondern nur besondere persönliche Merkmale, die meine Umwelt gefälligst zu beachten hat!“ Das ist das Anspruchsdenken, das sich immer mehr durchsetzt, zum Beispiel auch in der Schule. Alle sollen sich den Besonderheiten ausgeprägter Persönlichkeiten anpassen, vor allem die Lehrer. Ich bin eben Choleriker oder ich habe ADHS oder ich bin Autist. Ich kann nicht anders.
Wird nicht eher umgedreht ein Schuh daraus? Wer von seinen Persönlichkeitsmerkmalen her beeinträchtigt ist, muss der nicht besonders auf sich aufpassen, müssen seine Eltern ihn nicht besonders sorgsam, geduldig und konsequent erziehen? Diesbezügliche Extraübungen lassen sich in einen klar strukturierten Alltag integrieren, an jedem Tag aufs Neue. Immer wieder geht es um das Einüben von Ritualen beim gemeinsamen Essen, beim Spielen, Erledigen einfacher Haushaltspflichten und beim abendlichen Zubettgehen. Alles hat seinen Platz und alles hat und braucht seine Zeit. Rücksichtsvolles Verhalten lernt sich nicht durch ewiges Reden, sondern beim gemeinsamen Tun, wenn nötig auch mit Konsequenzen, die aber nicht aufgeregt, sondern mit ruhiger, zum Teil sogar freundlicher Bestimmtheit folgen.
Das Glück, so eine Erziehung zu bekommen, als sie noch genutzt hätte, hatte dieser arme Mann, der nun vor Gericht steht, nicht. Die Hand- und Fußfesseln konnten ihm nicht abgenommen werden.
Immer mehr Lehrer und Pfleger bzw. Krankenschwestern, die es mit solchen unerzogenen Menschen zu tun bekommen, fliehen aus ihren Berufen. Wenn wir hier nicht eine „Schubumkehr“ hinkriegen, dass Menschen mit schwierigen Besonderheiten bzw. ihre Erziehungsverantwortlichen genauso bereit sind, an ihnen zu arbeiten, wie sie erwarten, dass die Mitmenschen Rücksicht darauf nehmen, werden wir das nicht ändern.