Söder sagte zur Benennung von Merz als Kanzlerkandidat der CDU/CSU: „Damit bin ich fein.“
Wahrscheinlich ist er in der Tiefe seiner Seele doch nicht einverstanden und hat deshalb diese verquere Formulierung gewählt.
Er ist auf diese Weise aber nicht fein (her)raus. Im Gegenteil, er sagt nämlich damit den Wählern: Wer CDU/CSU wählt, wählt die sprachlich-kulturelle Abschaffung Deutschlands
Wer so etwas im Unterton, quasi „nebenbei“ sagt (Entschuldigung für Söder und die geistig Seinesgleichen müsste es natürlich heißen: by the way), schafft nicht nur die deutsche Kulturnation ab, sondern sich selbst als konservative Partei gleich mit.
Macron hatte damals die CDU-Politikerin Ursula von der Leyen auf den EU-Präsidenten-Posten gehievt, obwohl sie gar nicht dafür kandidiert hatte, aus einem einzigen Grund: Sie kann im Gegensatz zum offiziellen Kandidaten Manfred Weber auch Französisch. Da können Sie mal sehen, liebe Leser, welche Rolle die „Demokratie“ für den „Westen“ und insbesondere für die EU spielt/1/.
Von der Leyen spricht theoretisch auch Deutsch, aber davon hört man von ihr so gut wie nichts, obwohl Deutsch neben Englisch und Französisch offiziell die 3. Arbeitssprache der EU ist (nicht „Amtssprache“, das sind sie alle). Den gegenwärtigen deutschen politischen Eliten ist es im Gegensatz zu den Franzosen schnurzpiepegal, ob jemand die Sprache des Volkes spricht, das sie repräsentieren (sollen) und von dem sie gewählt wurden.
Die deutschen EU-Parlamentarier, die in Brüssel oder Straßburg Englisch sprechen – das sind besonders Grüne -, obwohl
- sie die mit Abstand größte Sprachgruppe in der EU vertreten,
- sie für die ebenfalls mit Abstand höchste Zahl von EU-Ländern (5) im EU-Parlament sind, in denen ihre Muttersprache zumindest eine der dort gültigen Amtssprachen ist,
- Deutsch in der EU die am zweithäufigsten gelernte Fremdsprache ist /2/,
zeigen damit auf arrogante Weise, wie egal ihnen ihre (deutschen) Wähler sind, dass ihnen ihre „internationalen“ – ein Zauberwort in Deutschland – Parlamentarierkollegen viel wichtiger sind. Aber nicht diesen gegenüber müssen sie sich rechtfertigen im Sinne einer gelebten Demokratie, sondern sie müssen das gegenüber ihren deutschen Wählern tun. Und dafür sollten diese verstehen können, was ihre Repräsentanten im EU-Parlament sagen.
In der „Wirtschaftswoche“ steht zum „Ich bin damit fein“ ein guter Artikel: Söder bekämpft die Genderei und beschädigt mit unnötigen und wichtigtuerischen Anglizismen im gleichen Atemzug selbst die deutsche Sprache.
Wird Neuenglischland (ehemals Deutsch-Land) die EU genauso finanzieren können, wie das die alte Bundesrepublik Deutschland tat?
Ich glaube das nicht. Dass wir so wirtschaftsstark waren, hängt ja mit unserer Mentalität zusammen, mit Schätzen im deutschen Boden jedenfalls nicht. Und die Mentalität eines Volkes ist stark mit seiner Kultur und Sprache verbunden.
Wir werden diesbezüglich „eingeebnet“ in „Europa“, in Wirklichkeit in der EU: Alle auf ein Niveau, nämlich das englischsprachige, außer es handelt sich um selbstbewusste Völker wie die Franzosen, Spanier oder auch die Skandinavier. Damit zeigt die EU sehr deutlich, was sie wirklich von Vielfalt, der viel beschworenen „Diversität“ hält.
Sich möglichst nur in einer Einheitssprache auszudrücken, wodurch die ganzen Bedeutungsnuancen der unterschiedlichen Sprachen verlorengehen, war sinnvoll, als es noch keine automatischen Übersetzungsprogramme gab, die mit Hilfe der künstlichen Intelligenz immer besser werden. Aber heute ist diese sprachliche Monokultur doch gar nicht mehr angebracht und nötig.
Bezüglich der Wälder ist die Erkenntnis schon lange durchgedrungen: Mischwälder sind gegen Bedrohungen aller Art (Feuer, Schädlinge, zu viel Sonne oder Regen) besser gewappnet als Monokulturen früher einmal angesagter einzelner Baumsorten. Bei den Kulturen und den Sprachen sind wir noch nicht so weit, jedenfalls in der EU nicht.
In unserem Hotel in Karlsbad haben wir schon mehrere Ukrainer getroffen, die hier arbeiten. Ein vorheriger Sprachkurs für sie war offenbar nicht nötig, obwohl die Tschechen großen Wert auf ihre eigene Sprache legen. Tschechisch und Ukrainisch sind auch nah verwandt. Das Entscheidende ist aber, dass die Tschechen offenbar nicht so unter einer Anspruchshaltung leiden wie wir Deutsche. Sie führt dazu, dass allen angeblich Benachteilgten – Kindern, Behinderten, Geflüchteten – erst einmal alles vollständig bereitet sein muss, bevor man etwas von ihnen verlangen kann.
Das ist Unsinn. Menschen wachsen psychisch nur durch Herausforderungen. Ein gewonnener Lebensstandard ist nur dann etwas wert, wenn eigene Anstrengung mindestens dazu beitrug, dass er erreicht werden konnte.
Flüchtlinge in Deutschland gleich arbeiten zu lassen, geht aber natürlich gar nicht. Erst müssen sie die Möglichkeit gehabt haben, in Deutschland Oxfort-Englisch zu lernen, damit sie
- deutsche Ministerpräsidenten wie Markus Söder verstehen können (wobei es auch diesbezüglich klügere gibt, sogar dann, wenn sie Grüne sind),
- in deutschen Betrieben arbeiten, in denen zunehmend Englisch zur Betriebssprache wird, und
- an deutschen Universitäten studieren können (immer mehr Studiengänge gibt es in Deutschland nur noch auf Englisch).
Einen Bevölkerungsaustausch gibt es angeblich nicht. Das sei nur eine rechte Verschwörungserzählung, aber mit dem Sprachentausch geht es doch wirklich voran. Das kann doch keiner mehr bestreiten.
Oder anders zusammengefasst: Die Altparteien CDUSPDFDPGRÜNE liefern das deutsche Territorium so US-amerikanischen Raketen aus wie sie die deutsche Sprache englischen Wörtern und Redewendungen überlassen. Sie sind so uninteressiert an der eigenen Sprache, wie ich das von keiner anderen Nation kenne.
Dieses Desinteresse betrifft nicht nur die Sprache, sondern das Eigene insgesamt: Von Schlesien, Ostpreußen und Pommern, die sich alle durch spezielle Dialekte und jahrhundertelang gewachsene kulturelle Besonderheiten auszeichneten, redet in Deutschland heute kein Mensch mehr. Aber wenn die Gefahr besteht, dass eine Pflanzen- oder Tierart ausstirbt, ist was los.
Fußnoten
/1/ Wie sagte Egon Bahr so schön? Staaten haben keine Freunde, sie haben auch keine hehren demokratischen Prinzipien, die über allem anderen stehen. Sie haben zuerst Interessen und die setzen sie wie Macron, die USA, China, Russland und viele anderen Staaten auch dann durch, wenn demokratische Regeln dagegen stehen. Deutschland hat natürlich auch nationale Interessen, nämlich die, treu zum „Westen“, den USA, der NATO, der EU zu stehen, koste es die eigene Bevölkerung, was es wolle. Mit dieser Folgsamkeit dürften wir international allein da stehen, zumindest im Vergleich zu den anderen großen Industriestaaten.
/2/ Inzwischen steht Deutsch nach Englisch und Französisch erst an 3. Stelle. Kein Wunder, da fast alle jungem Deutschen im Ausland von allein und von vornherein Englisch sprechen. Erst zu prüfen, ob sie auch mit Deutsch weiterkommen würden, ist ihnen zu lästig und widerspricht vor allem ihrem hohen Bedürfnis, zu zeigen, was sie alles können und wie weltoffen sie sind.