Das ist, darauf zu setzen, einen Konflikt mit immer noch mehr Waffen lösen zu können.
Jetzt kommt das Argument Hitler: Mit ihm hätte man auch keinen Waffenstillstand schließen können. Putin ist aber nicht Hitler. Und wenn Hitler es geschafft hätte, noch vor den Amerikanern einsatzfähige Atomwaffen zu haben, hätte die Immer-noch-mehr-Waffen-Lösung auch in seinem Fall nicht funktioniert.
Mir scheint: Jedem, der ein bisschen denken kann, müsste doch klar sein: Bei einem fortgesetzten Krieg zwischen Russland und der Ukraine gehen dem Land zuerst die Soldaten aus, das über weniger Männer und auch Frauen im kriegsfähigen Alter verfügt. Und da dürfte die Ukraine eindeutig das Nachsehen haben. (Oder ist der nächste Schritt, dass sich in der EU Freiwillige melden sollen?)
Der Stolz, auf keinen „Quadratzentimeter des Heimatbodens“ zu verzichten, hat doch schon einmal, vor etwas mehr als 100 Jahren, zur größten Katastrophe der bis dahin stattgefundenen Geschichte, dem 1. Weltkrieg, geführt. (Und dieser wieder zum 2. Weltkrieg.) Mit fliegenden Fahnen zogen die Völker damals in den Krieg, so wie heute der „freie Westen“, Selenski, Biden, Scholz und Konsorten wieder zur großen Schlacht rufen, „für die Freiheit“ natürlich. Darunter geht’s nicht. Auch Putin hat ja hehre, große Kriegsziele, er tritt gegen (Neo)Nazis an.
Aber das Leben hat seine eigene Logik: Wer große Verluste erleidet, sollte den Kampf beenden, egal ob sein Stolz befriedet ist oder nicht. Mütter und Väter sollten aufhören, immer neue Söhne und Töchter in die Schlacht zu schicken, wenn sie schon mehrere verloren haben und ihre Städte und Dörfer zerstört sind. Sie sollten aufhören, auch dann, wenn sie ihre „heiligen“ Kriegsziele noch nicht erreicht haben.
Ein Waffenstillstand tut not. Und dann wird verhandelt. So war es nach dem 2. Weltkrieg auch, nur dass es damals keinen Waffenstillstand gab, sondern Deutschland kapitulieren musste. Das scheint Selenski auch vorzuschweben: Russland soll kapitulieren müssen. Das ist unrealistisch. Das wird nie passieren. Aber selbst nach der deutschen Kapitulation war die Grenzziehung nicht endgültig. Deutsche Gebiete wurden unter polnische Verwaltung gestellt, vorbehaltlich einer endgültigen Regelung in einem noch zu schließenden Friedensvertrag.
Der „freie Westen“ hat damals eilfertig Stalin und anderen Siegern erlaubt, neue „vorläufige“ Grenzen in Europa auf Kosten Deutschlands zu ziehen. Jetzt soll das partout nicht mehr möglich sein. Neue Grenzziehungen gehen ja auch nicht mehr zu Lasten Deutschlands, sondern verkleinern ein Land, das unbedingt zur NATO und EU gehören will.
Heute könnte noch viel mehr als damals die Vorläufigkeit der gezogenen Grenzen betont werden, deren Verlauf endgültig erst in Verhandlungen geklärt wird, gegebenfalls auch nach Volksabstimmungen, so wie damals im Saarland. Das Siegerland Frankreich wollte es in sein Staatsgebiet einverleiben so wie Elsass-Lothringen. Bei einer Volksabstimmung unter Aufsicht aller alliierten Siegermächte entschieden sich über 90 Prozent der Saarländer für Deutschland.
Genauso könnte das in den Gebieten der Ukraine ablaufen, die jetzt von Russland besetzt sind. Den Schlesiern, Ostpommern, Ost- und Westpreußen wurde diese Gelegenheit damals nicht gegeben. Der „freie Westen“ hielt zu Stalin. Ist er deswegen heute so energisch gegen Putin? Will er etwas gut machen? Für Deutschland bestimmt nicht, denn es zahlt damals wie heute wieder den Großteil der Zeche.
Ja, lieber Karl,
auch ich war ziemlich naiv, als ich deinen Spagat zwischen Film und Politik als „gewagt“ bezeichnete. Nun kann ich schon wieder lesen, wie es dir gelingt, Geschichte und Politik in ihrem inneren Zusammenhang zu erklären.
Wie gern hätte ich früher so einen wie dich als Lehrer gehabt, um mir das Fach Geschichte schmackhaft zu machen. Stattdessen fand ich die kriegerischen Auseinandersetzungen der Vergangenheit nur abstoßend, weil ich die Ursachen und Zusammenhänge nie so recht begriffen hatte. Irgendwann wurde es für mich nur noch zu einem Lernfach, dass ideologisch gefärbt daher kam. Erst im Erwachsenenalter konnte ich manches verstehen, nachdem ich eine Zeitlang historische Romane gelesen hatte.
Nun habe ich im Ruhestand Zeit und Gelegenheit nachzuholen. Deine politischen Beiträge, unterfüttert mit historischen Gegebenheiten und menschlicher Befindlichkeit, können mir dabei behilflich sein.
Für mich ist das ganz wichtig in der heutigen Zeit, die politisch so aufgeladen ist, wie ich sie bisher noch nie erlebt habe. Ganz sicher tragen die Medien ihren Teil dazu bei. Doch wem soll man glauben, wem vertrauen?
Mit deiner (Nach-) Hilfe kann ich mir nun manches selbst herleiten und eine Meinung dazu bilden, die ich dann auch gern offen vertrete. Zum Glück muss es mich nun gar nicht mehr stören, sollte mich irgendwer deswegen in die rechte Ecke stellen wollen. Aber einfach nur zuschauen und abwarten oder nur über die schlechten Zeiten jammern – nein, das ist so gar nicht mein Ding (mehr)!
Also freue ich mich schon auf deinen nächsten Beitrag, Stoff dafür gibt es ja fast täglich zur Genüge…
Nein, der Wunsch nach Frieden ist keineswegs naiv.
Komplett Naiv ist hingegen, nicht abzuwägen, welche Konsequenzen sich aus einem bestimmten Handeln ergeben.
Viele wünschen sich einen sofortigen Waffenstillstand und Verhandlungen, wenn nötig mit äußerem Druck auf beide Kriegsparteien. Nunja, wir nehmen mal an, das geschieht und es kommt zu einer Einigung. Was ergäbe das Globalstrategisch für Signale?
spontan fällt mir dazu folgendes ein:
1. Atomwaffen garantieren Unantastbarkeit
mir fallen eine Handvoll Länder ein, die dann sofort alles daran setzen werden, ebenfalls Atommacht zu werden bzw. wenn sie es schon sind, direkt aufzurüsten. Iran und Nordkorea werden da sicherlich die ersten sein
2. Der Überfall eines Nachbarlands lohnt sich, da er direkt mit Landgewinnen verbunden ist
mir fallen spontan noch ein paar Länder mehr ein, die dann in naher Zukunft direkt eine Invasion Ihres jeweiligen Nachbarn in Angriff nehmen werden. ChinaTaiwan lässt grüßen. Grenzen „dürfen“ wieder verschoben werden
nur zwei Gedanken, die eine sehr düstere und kriegerische Zukunft schaffen werden
Und Karl, ehrlich, wenn ich Sätze lese wie „Wer große Verluste erleidet, sollte den Kampf beenden, egal ob sein Stolz befriedet ist oder nicht.“ wird mir einfach speiübel. Nachdem Dein Nachbar die Tür eingetreten hat, Dein Kind erschlagen hat und sich dran macht deine Frau zu vergewaltigen, kommt ein anderer Nachbar und sagt Zu Dir: „Der Krach nervt mich und ich habe Angst. Nun hab Dich nicht so, gib Ihm Deine Frau. Und ja, den halben Garten auch, weil den Platz mit dem Trampolin in der Ecke brauchst Du doch jetzt nicht mehr….“. (frei nach Lars Reichow „Freiheit ist nicht verhandelbar“)
Insofern hoffe ich, dass mein Beißreflex nicht zutrifft und Du damit wahrscheinlich die Zahlreichen Mütter Russlands gemeint hast.
Und ja, Putin IST Hitler. Das kann man seinen Reden seit ca. 2012 entnehmen. Er hat seitdem klar gemacht, was er erreichen will. Dem geht es nicht um die Ukraine. Er wird auch damit nicht nach der Eroberung der Ukraine aufhören. Jetzt mit Verhandlungen anzufangen gibt Putin die dringend benötigte Zeit, sein Militär auf Vordermann zu bringen und sich zu reorganisieren und den Staat auf Kriegsproduktion umzustellen. Danach marschiert er bis zu den Karpaten und die neue Westgrenze Russland verläuft durch Mittelpolen. Ich empfehle dazu die Lektüre der wichtigsten Reden Putins und der Traktate von Alexander Dugin. Danach kennst Du das geostrategische Ziel. Und Dein geliebtes Deutschland wird dann ein Staat, zerrieben zwischen den Fronten, der all sein Willen und sein Geld in eine gigantische Grenzabsicherung stecken muss und im ständigen Wechsel zwischen höchster Alarmbereitschaft und gemäßigter Wachsamkeit alles einem einzigen Ziel unterordnen wird: dem Gegner im Osten alles entgegensetzen zu können, was es aufbieten kann. Und dieser Gegner wird unsere Angst erbarmungslos ausnutzen. So wie er es jetzt schon macht.
Aber ja: wir können uns ja dem Russen einfach ergeben. Der wird dann sicher ganz friedlich die Macht übernehmen. Darin hat er ja Übung. Hat er ja schonmal gemacht. War ja damals total friedlich und gewaltfrei, viele Jahre lang. Solang man denkt und sagt, was der große Bruder will, passiert einem bestimmt nichts…
Lieber zufälliger Besucher,
ich habe zu deinem Kommentar ein paar kleine Anmerkungen.
Du schreibst, dass eine Verhandlungslösung im Ukrainekonflikt andere Länder dazu animieren könnte, sich atomar zu bewaffnen. Das halte ich nicht für ausgeschlossen. Vielleicht würden sie dann sogar auf die Idee kommen, einen kleinen präventiven atomaren Erstschlag in Erwägung zu ziehen. Sie wären nicht die Ersten. Spontan fallen mir dazu die Probeläufe in Hiroshima und Nagasaki ein.
Du vergleichst Putin mit Hitler. Übertreibst du da nicht ein bisschen? Die Russen haben ja noch nicht einmal über einen zünftigen Hitlergruß nachgedacht. Vielleicht sollten sie dazu die ukrainische Armee konsultieren, die ihre offizielle Grußformel von den ukrainischen Faschisten übernommen hat.
Du sprichst von einem großen Bruder, der Deutschland beschützten würde, solange wir tun, was er will. Du hast den anderen großen Bruder vergessen, der sein Wohlwollen ebenfalls davon abhängig macht, ob wir in seinem Interesse handeln. Darin hat er Übung. Sein Expertentum hat er in vielen Ländern der Welt erworben. Sein Vorteil ist, dass er seine Anweisungen aus sicherer Entfernung geben kann. Derzeit sorgt er dafür, dass seine abhängigen Verbündeten dem anderen großen Bruder immer dichter auf die Pelle rücken. Also, mein Vertrauen hat er angesichts dieser Konstellation nicht.
Ich habe lange überlegt, wie ich jetzt darauf antworte. Ich habe angefangen zu schreiben, es wieder verworfen und am Ende war ich ratloser als vorher. Nach reiflicher Überlegung dachte ich mir, ich schreib einfach mal das erste auf, was mir beim lesen Deiner Anmerkungen durch den Kopf ging.
1. Absatz
„Ja. Aber warum jetzt der Zirkel zur Hiroshima und Nagasaki? Genau so wird’s laufen, sind ja die bisher einzigen militärischen Einsätze von Atomwaffen in einem Krieg, irgendwas deutet Sie da an…“
2. Absatz
„Nein, ich übertreibe nicht. Ach Herrjeh, jetzt sind wir ja direkt auf Facebookniveau. Swastikas sind ja eigentlich auch nur Glücksbringer…“
3. Absatz
„Häh? Hab ich nicht geschrieben. Oh, die bösen Amis kommen jetzt. Uff. Also eigentlich ist es ganz einfach. Geh in Washington auf die Straße und rufe laut „Biden ist ein Idiot und Massenmörder“. Dann versuch mal auf dem Roten Platz in Moskau laut zu rufen „Putin ist ein Idiot und Massenmörder“. Vergleiche beide Ergebnisse. Nö, Facebooktrolldiskussionen find‘ ich langweilig… Von den Amis hab ich gar nix geschrieben… Häh? … Häh?…. und nochmal Häh?“
Ich bin verwirrt.