Schon seit gestern knallt und blitzt es unentwegt um mich herum. Erlaubt ist das erst am Silvestertag ab 18 Uhr. Aber wen interessiert’s? Offenbar keinen Zuständigen. Die deutschen Innenminister kümmern sich lieber um Recht und Ordnung in anderen Ländern, um die Sicherheit der Menschen dort.
Wie sollen deutsche Schüler Gründlichkeit, Zuverlässigkeit und Pflichtbewusstsein erlernen, wenn sie an jedem Tag erleben, dass Regeln in Deutschland sowieso nicht eingehalten werden müssen. Warum soll das dann plötzlich in der Schule gelten, wenn es im öffentlichen Raum rundherum nicht durchgesetzt wird?
Das war das erste Beispiel, das zweite folgt sogleich: Kinder müssen unter 8 Jahren mit dem Fahrrad auf dem Bürgersteig fahren und dürfen es bis zu ihrem 10. Lebensjahr. Kein „Schwein“ nimmt das ernst, warum sollen es dann die Kinder können? Erzieherisch ist es eine Katastrophe, Regeln zu erlassen, die nicht durchgesetzt werden. Dann bitte sofort diese Regeln abschaffen, sonst – siehe oben – lernen die Kinder, das Gemeinschaftliche, das über ihren individuellen Wünschen steht, nicht ernst zu nehmen und Rücksichtslosigkeit und Übergriffigkeit bezüglich der Rechte der Mitmenschen nehmen immer mehr zu.
Drittes Beispiel: Die Medien wundern sich gerade darüber, dass Jugendliche, schon 15-Jährige und noch Jüngere, wieder mehr rauchen, obwohl das erst Volljährigen, also ab 18, erlaubt ist. Das wird was, wenn ab 2024 die staatliche Freigabe von Cannabis erfolgt. Die Befürworter schwören, dass sie Jugendliche, für deren sich noch ausbildenes Hirn Cannabis nachgewiesener Maßen hochgefährlich ist, vor der Cannabis-Einnahme schützen könnten. Das ist ein Witz, wenn wir bedenken, welche Praxis sich in Deutschland bei den Zigaretten und den Feuerwerkskörpern „eingebürgert“ hat.
Wundern Sie sich darüber, so wie diese individualistische Gesellschaft tickt, die ständig auf die Rechte des Einzelnen pocht? Ich wundere mich nicht. Ich wundere mich bloß, warum so viele immer noch einen Fahrschein kaufen, bevor sie in das öffentliche Verkehrsmittel steigen. Warum denn an dieser Stelle plötzlich so genau und kleinlich? (Natürlich. Weil es da nicht nur um die Sicherheit von Menschen geht, die nicht so reaktionsschnell sind, sondern um Geld.) Und ich wundere mich auch, warum so viele immer noch den Führerschein „machen“, bevor sie ihr Auto benutzen. Die Tendenz geht doch in unserer freien Gesellschaft eher in die Richtung, die die oben genannten Beispiele aufzeigen.
Dass es im Straßenverkehr noch halbwegs funktioniert, liegt daran, dass hier die Strafe, und zwar eine konkrete und praktisch wirksame (Geld und Fahrverbot), noch auf dem Fuße folgt. Es gilt noch das „Naturgesetz“, dass jedes Verhalten seine Folgen hat. Diese Logik versuchen gutmeinende Pädagogen bei der Erziehung auszuhebeln. In der Tat kann es hilfreich sein, ein falsches Verhalten zu ignorieren oder ihm mit Humor zu begegnen. Das wirkt aber nur dann, wenn die Kinder und Jugendlichen wissen, dass ihre Erziehenden aus einer Postion der Stärke so handeln und dass sie auch „anders könnten“, wenn es nötig wird.
Die Unordnung in unserer Gesellschaft, ihre zum Teil regelrechte Verlotterung hat mit Erziehung zu tun, genauer: mit ihrer Ablehnung und ihrer Ersetzung durch partnerschaftliche Begleitung (siehe alle Beiträge zum Thema „Zeitzeichen ‚Autismus'“).
Ein Kommentar zu “Es herrscht keine Ordnung mehr in diesem Land”