Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ist gern rechts (und ich bin es auch)

Sie ist ja für unsere politische Klasse eine Art „Edel-Rechte“, viel besser als die „böse AfD“. Frau von der Leinen, zum Beispiel, herzt und scherzt mit ihr regelmäßig. Was schreibt Meloni in einem aktuellen Beitrag auf Welt.de ?

Sie redet von der „Liebe zu meinem Land“. Das dürfte hier schon die Grenze dazu streifen, „gesichert rechtsextrem“ zu sein, sofern es natürlich nur Deutschland betrifft. Die Ukraine, die USA und die „Grande Nation“, zum Beispiel, darf man auch in Deutschland natürlich ruhig lieben, aber (ge)sicher(t).

Sie berichtet von ihrer christlich-abendländischen Identität:

„Mein Glaube ist meine Identität, in meinem Fall weitergegeben von meinen Eltern, von dem Land, in dem ich geboren und aufgewachsen bin. Es ist eine Identität, die man wählen, ändern, leugnen oder auch finden kann, weil Gott vielleicht eine Begegnung im reiferen Leben ist. Aber diese christliche Identität kann auch eine mehr weltliche als religiöse sein, aufgrund unserer Kultur ist sie nicht nur eine individuelle, sondern eine kollektive Identität [Hervorhebung: Karl]. Diese Identität ist das Fundament der westlichen Zivilisation. Die Wurzeln des Westens sind klassisch und christlich.

Die Liebe zu meinem Land

Eine weitere Identität von mir ist die italienische, mein Sinn für Patriotismus. Es ist die Zugehörigkeit zu einem Volk, es ist die Liebe zu einem Land, es ist die gemeinsame Sprache, es ist die Landschaft, die eine Vorstellung von der Welt formt, es sind die Sitten und Gebräuche, übernommen und liebenswert, weil sie tiefe Verbindungen zu unseren Vorfahren sind [Hervorhebung: Karl], ihr Erbe, das, was man Tradition nennt. Es ist das ‚wir‘, das für die nationale Loyalität steht, als Grundlage der Demokratie. Für das konservative Denken sind Demokratie und Rechtsstaatlichkeit untrennbar mit der nationalen Loyalität verbunden, und eine politische Konstruktion Europas kann ohne die Nation nicht gelingen. …

Die weitere Stufe der gelebten Identität ist die Familie und ihre Rolle, die nicht immer ausreichend gewürdigt wird. Die Familie ist der Ursprung des Gemeinschaftssinns, in der jeder seine eigene Entwicklung durchläuft, sein Schicksal mit anderen teilt und sich an ein Kontinuum bindet, das seit jeher die entscheidende Triebfeder der Gesellschaft darstellt.

Mensch und Familie sind für die Bildung einer städtischen Gemeinschaft unverzichtbar; und Italien ist die humanistische Heimat par excellence der städtischen Identität. Es sind die tausend Glockentürme, die zu einem einheitlichen Gebilde wurden durch die Einigung Italiens, die ihrerseits gefestigt wurde durch die Opfer der Italiener mit all ihren verschiedenen Dialekten in den Schützengräben des Großen Krieges, dessen siegreiche Beendigung den Eintritt der Nation in die Gemeinschaft der großen Weltmächte [Hervorhebung: Karl] ermöglicht hat. Genau deshalb gibt es für die Rechte keinen Widerspruch oder Konflikt zwischen Stadt und Staat. Zwischen lokaler Identität und nationaler Zugehörigkeit.

Als Menschen, als Bürger und Italiener bekennen wir uns außerdem aus tiefster Überzeugung zu Europa und zum Westen. Denn die Erkenntnis, Teil eines gemeinsamen Mythos zu sein, der auf die klassischen und christlichen Wurzeln zurückgeht, umfasst die Völker Europas, aber ihr Einflussbereich erstreckt sich weit über die Grenzen des alten Kontinents hinaus. Für mich bedeutet ‚ich bin‘: all dem gleichzeitig anzugehören. Und all diese ‚Kreise‘ zu erkennen, bedeutet nicht etwa, den einen dem anderen unterzuordnen, sondern die ihnen innewohnende Sinfonie zu hören. Und das Crescendo, das einer unaufhaltsamen Prozession gleicht, im Takt der Musik.“

Stellen Sie sich einmal vor, ein Deutscher würde von der bevölkerungsreichsten und wirtschaftsstärksten Nation der EU, von seinem eigenen Land also, etwas Ähnliches behaupten wie Meloni von dem ihren. Es sei, zum Beispiel, nach dem 2. Weltkrieg „in die Gemeinschaft der großen Weltmächte“ zurückgekehrt. Unvorstellbar, stimmts. Aber ein viel kleineres Land, sowohl von der Bevölkerung als auch von der Wirtschaftskraft her, kann das sagen.

Es hat im Ringen um die Vorherrschaft in Europa und der Welt auch öfter auf das falsche Pferd gesetzt, hatte einen faschistischen „Duce“, von dem sich Meloni nicht explizit distanziert, und vor allem – sein mit Abstand größtes Verbrechen – war es eine Zeitlang mit dem nationalsozialistischen Deutschland liiert. Sicher, Deutschland hat mit dem industriellen Massenmord an sechs Millionen Juden, davon eine halbe Million eigene deutsche Staatsbürger, besondere Schuld auf sich geladen. Aber auch die Familie mit dem schlimmsten Gewalttäter in einer vorherigen Generation muss sich irgendwann auch – und vor allem – an dem orientieren dürfen, was in der eigenen Familie gut und richtig gelaufen war, vor diesem verbrecherischen Uropa und nach ihm.

Ein Mensch, der sich nur oder zumindest hauptsächlich am Negativen seiner eigenen Geschichte, seiner eigenen familiären Identität orientieren soll, kann sich niemals psychisch gesund entwickeln. Er bleibt so ein Problemfall in der Völkerfamilie, der sie nicht mit dem Eigenen – der eigenen Kultur, Sprache, Tradition und Mentalität – stärken kann. Alle müssen so weiter unter dieser „Familie“ leiden, ein Neuanfang war nicht erlaubt und gewollt.

Frau Meloni ist anders. Sie wagt diesen Neuanfang für ihre eigene Nation. Mit und aus Angst lernt kein Mensch, zumindest nicht gut, zumindest nicht auf die effektivste Weise. Gutes neu zu lernen, gelingt nur mit Selbstbewusstsein. Das hat Frau Meloni, und das brauchen wir auch.

 

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