Die Schizophrenie der politischen Klasse heute in Deutschland

„Sonst werden die noch zur stärksten politischen Kraft in Deutschland, und das will niemand.“ So Armin Laschet am 24.02.25 abends im Gespräch auf Phönix.

Im Osten Deutschlands sind „die“ – die AfD – bereits die stärkste politische Kraft, und das hatte nach Laschets Meinung und deren seinesgleichen auch „niemand“ gewollt. Wie kann man so wahrnehmungsgespalten sein, zu behaupten, dass „niemand“ „die“ will, die im Bund die zweitstärkste Kraft geworden sind und im Osten Deutschlands bereits länger die stärkste?

Herr Laschet kann – wie viele andere etablierte „Demokraten“ im Land – nicht mehr unterscheiden zwischen dem, was er selbst will und dem, was der Souverän, der Wähler, demokratisch (ohne Anführungszeichen) zu dem machte, was ist. Wie kann es sein, dass angeblich „niemand“ die parlamentarische Realität wollte, die sich nun herausgestellt hat?

Die gleiche Paradoxie findet sich in den vielen Gesprächsrunden, die das öffentlich-rechtliche Fernsehen mit den zwangsfinanzierten Gebühren seiner Zuschauer veranstaltet. Da sitzen vielleicht zehn Leute da, alle wiegen besorgt die Köpfe und fragen sich, wie es gelingen kann, den Rechtsruck zu verhindern oder zu korrigieren.

Dabei müssten bei den westdeutschen Rundfunkanstalten nach den Gesetzen der statistischen Repräsentanz zwei von ihnen selbst AfD-Wähler bzw. -Sympathisanten sein, in den ost- und mitteldeutschen Rundfunkanstalten mehr als drei. Wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk tatsächlich rechtmäßig, also wahrheitsgemäß, die Öffentlichkeit der deutschen Gesellschaft repräsentieren würde, müssten ein Fünftel bis über ein Drittel der Rederunden-Teilnehmer über sich selbst bedenklich den Kopf wiegen und vor sich selbst warnen, am besten noch so hochaufgeregt wie das die Linken-Politikerin im Bundestag getan hatte, die damit zum Star der sozialen Medien wurde, wovor sonst die „ausgewogene“ Politik immer so warnt.

Bei diesen Diskussionsrunden darf immer höchstens ein moralisch böses „Enfant terrible“ von der AfD dabei sein darf, um zu zeigen, wie tolerant der öffentlich rechtliche Rundfunk ist. Aber die Machtverhältnisse müssen gewahrt bleiben im Verhältnis von mindestens vier „Demokraten“ zu einem AfD-Vertreter. Ich muss dabei immer an ein altehrwürdiges Gymnasium denken, wo der „Lehrkörper“ zeigen will, wie progressiv-demokratisch er auf der Höhe der Zeit ist:

Lauter verknöcherte Studienräte geben sich gegenseitig recht, wobei besonders unsympathisch einige jüngere sind, die mit jugendlicher Attitüde eifrig die alten Ansichten ihrer alten Kollegen unterstützen. Ein einziger wilder Rebell ist dabei, auf dem alle gemeinsam herumhacken. Dabei haben die Rebellen an der Schule inzwischen längst die Mehrheit, zumindest die relative, wenn nicht sogar die absolute. Die alten und jungen Studienräte wiegen bedenkend ihre Köpfe und behaupten trotzdem, sie würden die Meinung der ganzen Schule vertreten.

Im alten Rom hatten die Herrschenden immer Angst, die Unterdrückten (die Sklaven) könnten bemerken, dass sie weit in der Mehrheit sind. So ähnlich ist das heute auch, aber die Sklaven damals hatten noch keine sozialen Medien. Dadurch können die Unterdrückten heute leichter merken, dass sie in der Mehrheit sind, wiewohl auch noch die alte Kultur eines moralisch überhöhten Wunschdenkens sozial-medial vervielfältigt wird.

Der Beginn aller Lösungen ist, zu sehen, was ist, was wirklich ist, sich vom Wunschdenken zu verabschieden und bei der Realität anzukommen. Deutschland soll vom „Moralweltmeister“ wieder zum Exportweltmeister werden, so drückt das Tino Chrupalla aus. 

Und er hat recht. Das wäre nämlich die Grundlage von allem anderen, auch von der Moral, die man sich leisten können muss.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert