Das Richtige, das so naheliegend ist und schon allein deswegen in Deutschland nicht getan wird

Die neue Regierung der Niederlande will etwas Logisches wieder einführen: Die Lehrsprache an niederländischen Universitäten und Hochschulen, die vom niederländischen Steuerzahler finanziert werden, ist Niederländisch und nicht Englisch, wie das in den letzten Jahren immer mehr üblich wurde.

40 Prozent der Studiengänge werden englischsprachig bleiben – das ist zum Beispiel auf dem Gebiet der Anglistik sinnvoll /1/ – aber mindestens 60 % sollen in der Landessprache erfolgen.

Wissen Sie, welche naheliegenden Effekte das hätte? Es würden in den Niederlanden zunehmend nur noch die studieren, die sich in diesem Land tatsächlich integrieren wollen und die es nicht als internationale Wohlstandsvagabunden nur als Absprungbrett für eine Karriere irgendwo anders auf der Welt benutzen wollen.

Wer in einem Land nicht zu Hause ist, benimmt sich auch so, rücksichtslos nur an den eigenen, persönlichen Interessen orientiert. Das ist ganz so, wie wenn jemand ein Haus zur Benutzung überlassen wird, ohne dass es ihm gehört und ohne dass er später mit diesem Haus etwas anfangen kann und will. Er wird es abwohnen ohne Rücksicht auf Verluste.

Nun stellen Sie sich vor, auch Deutschland würde den Trend umkehren, dass immer mehr Studiengänge nicht mehr auf Deutsch, sondern auf Englisch gelehrt werden. Es würden dann vor allem die hier studieren, die tatsächlich etwas mit diesem Land und seiner Kultur verbindet.

Plötzlich gäbe es wieder ein verantwortliches Handeln, ein schonendes Umgehen mit den Ressourcen dieses Landes, denn es wäre dann ja ein sprachlich-kulturelles Zuhause. Das eigene Zuhause vermüllt man nicht, man gießt sogar die Blumen im Garten; das ist etwas anderes, als wenn man als „weltoffener“ Nomade von Haus (Land) zu Haus (Land) zieht.

Abgesehen davon, wäre es ein Beitrag zur Deivörsity, wenn eine alte Weltwissenschaftssprache wieder eine Rolle spielen würde und nicht alles immer spitzer nur auf eine einzige Monokultur zulaufen würde. Zuspitzung ist immer eine Verengung, und Bereicherung kann und sollte gerade auch in der Breite erfolgen.

Ich kenne Leute, die hier auf Englisch studiert haben, seit Jahrzehnten in diesem Land leben und arbeiten und – offenbar aus Prinzip – immer noch kein Wort Deutsch sprechen.

So viel Borniertheit und Arroganz wurde eigentlich dem Nazi-Herrenmenschen-Typ zugeschrieben. Dieses Herrenmenschengetue ist offenbar an keine einzelne bestimmte Kultur und Sprache gebunden und auch die dazugehörige kulturelle Selbstaufgabe und Devotheit der Untertanen sind es nicht, die man in Deutschland gegenüber dem Englischen auf Schritt und Tritt trifft.

Die niederländischen Hochschulen und Universitäten an der deutschen Grenze sollen von der konsequenten Umstellung auf die Landessprache ausgenommen bleiben, weil viele Deutsche dort studieren. Ich bin mir noch nicht sicher, ob dort Englisch oder Deutsch als Sprache der Lehre erhalten werden soll. Ersteres würde in den Geist der deutschen Zeit passen. Schließlich sind es Deutsche, also sprechen sie bevorzugt Englisch, während die Niederländer zur eigenen Sprache zurückfinden.

Vielleicht bin ich in dieser Sprachenfrage aber auch schon zu verbittert und es gibt doch noch Reste eines nationalen Selbstbewusstseins bei den deutschen Studenten. Vielleicht wollen sie doch tatsächlich noch auf Deutsch studieren, und das ist inzwischen im Ausland noch leichter möglich als im Inland?

Ich habe gegoogelt: Wenige Studiengänge gibt es in der Tat noch auf Deutsch – in den Niederlanden.

 

Fußnote

/1/ So sollte auch Germanistik überall auf der Welt auf Deutsch unterrichtet werden. Aber können Sie sich diesen typisch deutschen Irrsinn vorstellen? Selbst in Deutsch-Land – zutreffender wahrscheinlich besser: Englisch-Land – wird die Deutsch-Wissenschaft zunehmend auf Englisch unterrichtet, finanziert aber nicht etwa mit englischem Geld – wo denken Sie hin? – , sondern natürlich mit dem der deutschen Steuerzahler (die sich das gefallen lassen, weil sie weiter die Parteien wählen, die dafür verantwortlich sind).

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