Die, denen die Felle davonschwimmen, kriegen sie nun nicht mehr zu fassen

Und das ist gerecht so. Jahrzehntelang haben sie mit bornierter Arroganz den Wirtschaftsstandort Deutschland kaputt gemacht: Die höchsten Steuern für die arbeitenden Inländer weltweit und die größten Wohltaten für alles das, was ausländisch ist. Wer als Eingewanderter, so entzückt von Deutschland, die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hat, merkt bald, dass es sich gar nicht lohnt, Deutscher zu sein. Denn nun soll er ja selbst dafür aufkommen, dass es denen, die nicht mit dem Makel befleckt sind, ein Deutscher zu sein, weiter gut geht.   

Und: Die Bürokratie, die ständig bejammert wird, gerade von denen, die sie zu verantworten haben. Zum Beispiel das Lieferketten-Gesetz, dass die guten deutschen Politiker der SPD und weiter links davon durchgesetzt haben: Jetzt müssen deutsche Unternehmer, die Waren exportieren wollen, nachweisen, dass keiner ihrer Zulieferer die westdemokratischen Standards verletzt. Das müssen die nachweisen, die nicht etwa das Verbotene tun, sondern die deutschen Betriebe, die mit ihnen Handel treiben wollen und die ihre Kraft eigentlich dafür verwenden wollten, Wohlstand und Reichtum – für sich und ihr Land – zu generieren. Wenn man es zum Beispiel auf die Ausbeutung von Kindern unter 14 Jahren beschränken würde, könnte ich das noch verstehen, aber Deutschland soll, wenn es nach dem Willen unserer hohen politischen Gesellschaft geht, dafür verantwortlich sein, dass auch ja kein „quierer“ Mensch irgendwo in Afrika oder Asien diskriminiert wird.

Die Welt ist verrückt, besonders in Deutschland, wobei sie natürlich auf noch viel dramatischere, existentielle Weise in der ganzen Welt ver-rückt ist. Aufgestaute Konflikte entladen sich in Kriegen. Deswegen war ich nicht dazugekommen, meine Reihe „Ich geh Schulhof“ fortzusetzen und zu Ende zu bringen. Das wollte ich jetzt tun.

Aber erst einmal bin ich über die Probleme meiner eigenen, kleinen Welt gestolpert: Ich krieg hier einfach keinen Klempner. Zu viele junge Leute in Deutschland studieren Genderwissenschaften. Zu wenige wollen mit ihren Händen werken. Wenn ich noch einmal anfangen könnte in meinem Leben, würde ich überlegen, ob ich nicht Klempner lerne, keine komplizierten Wärmepumpen-Technik, sondern einfach Rohr und Dichtung, was Menschen im Alltag brauchen. Dann hätte ich eine entsprechende Firma „aufgemacht“ und es wie der Drogerieboss Rossmann gehandhabt: Nebenbei Bücher geschrieben. Das ist mein altes Ideal aus der „Deutschen Ideologie“ von Karl Marx und Friedrich Engels: Morgens Fischer sein, mittags Handwerker, am Nachmittag pädagogisierender Philosoph und am Abend Komponist (so ähnlich wenigstens haben sie es dort formuliert).

Ich krieg hier einfach keinen Klempner. Ich fühle mich in die DDR zurückkatapultiert, aber jetzt hilft nicht einmal mehr Westgeld. Das war der Ausweg, der uns offenstand, überhaupt „in den Westen zu gehen“. Es gab praktischerweise ein Paralleldeutschland, das noch auf eine schlichte kapitalistische Weise funktionierte. Das Handwerk hatte damals noch einen „goldenen Boden“, bis ein verrückter Zeitgeist den Ton angegeben hat, und es jetzt viel wichtiger ist, mehrmals im Jahr sein Geschlecht wechseln zu können und ganz achtsam dafür zu sein, ob es auch eine Toilette für „Diverse“ gibt, wenn die „normalen“ Toiletten in vielen Schulen schon verdreckt und nicht mehr benutzbar sind. Das entspricht dem typischen Denken übersättigter, verwöhnter Kinder. Da wäre ich doch schon fast wieder bei meinem „Hausthema“ Erziehung.

Aber das Bild einer herabstürzenden Gesellschaft – dezenter mit den davonschwimmenden Fellen beschrieben – lässt mich nicht los. Die verantwortlichen Politiker, die die Misere, in der sich Deutschland befindet, herbeigeführt haben, ahnen schon, dass es eng für sie wird. Wenn Deutschland ein Güterzug ist, dann rast er auf einer abschüssigen Strecke in Richtig Abgrund. Schussfahrt nach San Remo. Hektisch drehen sie an Bremsrädern, wie ich sie noch von den Bremserhäuschen auf den Güterzügen meiner Kindheit kenne. Aber so ein langer, schwerer Güterzug hat ein gewaltiges Trägheitsmoment. Trotz Halbbremsung – zur Vollbremsung haben sie sich noch nicht durchgerungen – rast er weiter bergab.

Notsituationen erfordern Notmaßnahmen, zum Beispiel den sofortigen Stopp der Bargeldzahlungen an die Geflüchteten, die ja sowieso nur nach Deutschland kommen, um ihr nacktes Leben vor Bomben und Terror zu retten. Dann werden sie ja immer noch dankbar sein, hier etwas zu essen und ein Dach über den Kopf zu bekommen. Aber weit gefehlt. Es wird erst einmal nur erörtert, ob man diese Notbremse ziehen können wollen sollte. Wir haben’s ja, Zeit und Geld, denken komischerweise die Verantwortlichen immer noch. Ich verstehe es nicht.

Wenigstens ich habe in meiner Wohnung einen Absperrhahn für Wasser, so lange, bis ich einen Klempner gefunden habe, vielleicht einen gescheiterten Studenten der „Gender Studies“? (Der dann allerdings konsequent immer doppelt vom Wasserhahn und der Wasserhenne reden wird. [Durch diese Dopplungen vergeht schon einmal 10 Prozent der Arbeitszeit.] Oder „Wasserhahnin“? Darin bestehen doch die wirklichen Problem des Lebens in Deutschland, wird er hoffentlich nun nicht mehr glauben.)

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