Es könnte ernst werden

Meta schafft es zur Zeit nicht, den Dialog zu unseren Lebenslinien fortzusetzen. Ob das am geplanten Thema des 4. Teils „Sag, wie hältst du’s mit der Nation?“ liegt? Ich weiß es nicht. Jedenfalls gibt mir dieser Aufenthalt Gelegenheit, den hier stehenden Beitrag einzuschieben.

Auch nach aktuellen Umfragen will der größte Teil der unbelehrbaren „Ostdeutschen“/1/, die vor historisch kurzer Zeit noch „Mitteldeutsche“ waren, immer noch die AfD wählen. Ca. ein Drittel der Wähler bekunden das, obwohl ihnen die guten Menschen doch ständig erklären, dass bunt viel besser ist als das kackfarbene Braun. Das will ja auch die AfD nicht, sie will blau, aber sie kann viel erzählen, wenn der Tag lang ist. Wer für Deutschland ist, die EU zu einem zollfreien Binnenmarkt herunterstufen will, der nicht mehr vorrangig von Deutschland finanziert wird, sondern von den Vorteilen des Handels im offenen Markt für alle EU-Länder, wer mit schwarz-rot-goldenen Fahnen herumläuft, kann nur ein Nazi sein.

Die AfD hat auch nichts gegen Einwanderer, die sich an die hier geltenden Regeln halten, Deutsch gelernt haben bzw. lernen, und die als Arbeitskräfte zum deutschen Bruttosozialprodukt beitragen. Im Gegenteil. Es wird aber die Erzählung gepflegt, als wenn sie unbunt gegen alles Fremde wäre. Das ist so ähnlich, wie es mir einmal als Lehrer gegangen war: Ich wollte die Disziplinlosigkeiten von einigen Jungen nicht hinnehmen. Prompt wurde mir von den Eltern der größten Rabauken vorgeworfen, ich würde etwas gegen die Jungen haben, sie gegenüber den Mädchen benachteiligen. „Benachteiligen“ wollte ich sie sowieso nicht, denn Kinder und Jugendliche haben ein Recht darauf, erzogen und also auch diszipliniert zu werden.

Es ist ein alter Trick, sich gegen die Kritik am eigenen Verhalten zu (ver)wehren, indem kurzerhand behauptet wird, diese Kritik beträfe eine ganze Gruppe, Jungen oder Migranten zum Beispiel. Dieser Trick wird desto mehr aus der Mottenkiste gekramt, je mehr die Privilegien von Menschen, die sich nicht an die Regeln halten (wollen), wirklich gefährdet sind.

Unter dem Druck der Umfrageergebnisse sahen sich die etablierten Parteien genötigt, tatsächlich etwas gegen die unkontrollierte Einwanderung zu unternehmen bzw. wenigstens so zu tun. (Der grüne Oberbürgermeister von Hannover hat zum Beispiel Bezahlkarten für Asylbewerber tatsächlich eingeführt, aber diese können sich damit das gesamte Geld, das sie vom deutschen Steuerzahler bekommen, bar auszahlen lassen.)

Auf der Titelseite des SPIEGEL posaunte im Oktober 2023 Bundeskanzler Olaf Schulz in die Welt hinaus: „Wir müssen endlich im großen Stil abschieben“. Da haben einige einen Schreck bekommen, wahrscheinlich auch er selbst und es brauchte dringend eine Gegenbewegung, eine neue, große andere Erzählung, die das Blatt wendet und endlich auch die unbelehrbaren Nazis aus dem Osten zur Raison bringt. Die wurde gefunden, nicht wie die auf Ibiza damals für Österreich, sondern diesmal in Potsdam.

Monika Maron hatte sich beim Lesen der Zeitung bisher nur über das Heizungsgesetz, Anschläge auf die deutsche Sprache und die fortgesetzte illegale Migration gewundert, obwohl Krankenhäuser, Schulen und der Wohnungsmarkt jetzt schon überlastet sind (und die Gefängnisse, füge ich hinzu). Und:

Warum schmeißen sie so lange mit dem Wort Nazi um sich, bis sich niemand mehr davon getroffen fühlt?

Es wurde über all diese Fragen viel Vernünftiges geschrieben und gesprochen, ohne Erfolg, sodass ich es für überflüssig hielt, meine Meinung noch hinzuzufügen. Bis jetzt, bis zu Nancy Faesers geplanten Anschlag auf den Rechtsstaat. (Hervorhebung von mir – Karl)

Den Anlass bietet ihr das zu einer Wannseekonferenz skandalierte Treffen einiger rechter Personen, darunter auch Mitglieder der AfD, denen der Identitäre Martin Sellner sein Buch über die mögliche Remigration unberechtigter und krimineller Migranten vorstellte.

Dem ursprünglich sachlichen Begriff ‚Remigration‘ wird das Wort Deportation untergejubelt. ‚Remigration‘ wird nachträglich zum Unwort des Jahres 2023 erklärt, die Machtübernahme der AfD, also der Nachfahren Hitlers in Faesers Augen, wird an die Wand gemalt, und Millionen Menschen versammeln sich empört auf Deutschlands Straßen, um mit ihrer Regierung an der Spitze gegen ‚Rechts‘ zu kämpfen.“

Jetzt gibt es ein nationales Aufbäumen gegen die Nazipläne. Oh Schreck, das könnte ja wirklich passieren, was diese „Nazis“ da planen, schließlich haben das in Europa sogar Sozialdemokraten schon umgesetzt: Wer nicht anerkannt wird als Asylberechtigter, kriegt ab sofort keinen Cent mehr, nur noch das, was er für die Rückreise braucht. Dann ist Schluss mit der jahrelangen deutschen Duldung. Was für ein Widersinn, wie kann man etwas „dulden“, nicht nur kurzfristig, sondern monate-, jahrelang, was unberechtigt ist?

Nach dieser Logik müssten auch die Leute, die die Miete nicht zahlen können oder wollen, jahrelang in ihrer Wohnung geduldet werden. Wenn schon, denn schon: Gleiches Recht für alle! Dann hätten wir in der ganzen Breite der Menschen, die hier leben, die „freie Marktwirtschaft“ abgeschafft und wären im Sozialismus angekommen. (Den in der DDR hatte damals schon weitgehend die BRD finanziert, dann kann sie es jetzt auch auf dem eigenen Staatsgebiet tun.)

Wenn ich Filmen und Romanen glauben darf, sagten viele deutsche Frontsoldaten am Ende des 2. Weltkrieges: Wehe, wenn die Russen das mit uns machen, was wir ihnen angetan haben. Der Vergleich ist weit hergeholt, aber grundsätzlich stimmt er: Die „Linken“ sollten sich fragen, ob die „Rechten“, wenn sie an die Macht gekommen sind, ihre berufliche Entwicklung ebenso behindern werden, wie das die Linken jetzt mit den Rechten tun.

Werden die Rechten auch Linke und Linksextreme über einen Kamm scheren, wie das in Deutschland ja schon einmal geschehen war, siehe „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ von Heinrich Böll. Werden sie ihnen das Halten von Vorträgen unmöglich machen und das Veröffentlichen von Texten in den etablierten offiziellen Medien? (Wie sich doch die Geschichte wiederholt, wenn auch mit umgekehrten Vorzeichen – ich finde das tragisch und komisch zugleich.)

Wird dann auch jeder Stein umgedreht bei den Linken, um herauszukriegen, ob sie die Linksextremen unterstützen, die zur Zeit mit viel Gewalt in Deutschland zerstören, Autos, Kräne, Bagger, was sie für die tragenden Strukturen der Profitmaximierung im Kapitalismus halten. „Es gab [2021] 945 rechtextremistische, aber auch 987 linksextremistische Gewalttaten,“ stellt die Bundeszentrale für politische Bildung fest. Sie relativiert dieses Ergebnis dann zwar dahingehend, dass die rechte Gewalt doch gefährlicher sei. Für mich bleibt aber Fakt, dass es Gewalt auf beiden Seiten des politischen Extremismus gibt, rechts wie links, und dass es deswegen keinesfalls legitim ist, linksextremistische Gewalttaten im öffentlichen Diskurs weitgehend zu ignorieren.

Außerdem hatte das Bundeskriminalamt im November 2023 festgestellt, dass Deutsche 2022 viermal so oft Opfer von Straftaten Zugewanderter wurden wie umgedreht.

„Das BKA wertete nur Straftaten aus, die im Deliktbereich ’schwere Straftaten‘ polizeilich aufgeklärt wurden: u.a. Körperverletzung, Raub.

► In der schwersten Straftats-Kategorie Mord und Totschlag fielen 258 Deutsche einer Straftat zum Opfer, an der mindestens ein Zuwanderer beteiligt war – 38 davon wurden Opfer einer vollendeten Tat, in den restlichen Fällen überlebte das Opfer.

► Gleichzeitig wurden 89 Zuwanderer Opfer von Taten, an denen mindestens ein Deutscher beteiligt war. Dabei sind fünf Migranten gestorben.“

Bloß darüber redet in Deutschland keiner, schon gar nicht die etablierten Politiker in den etablierten Medien, für die die Deutschen, was in Frankreich abgeschafft wurde, zynischerweise auch noch Zwangsbeiträge entrichten müssen, obwohl sie das, wofür sie zahlen, gar nicht hören und sehen wollen.

Da wäre es in der Tat sinnvoller, dass alle Menschen, die dafür in Frage kommen, nach ihrem Tod ungefragt zu Organspendern werden. Aber dazu kann sich die deutsche Politik nun wieder nicht durchringen.

 

Fußnoten

/1/ Ich staune, dass es immer noch „Südtirol“ heißt, obwohl dieses Gebiet doch schon seit dem Ende des 1. Weltkrieges nicht mehr zum österreichischen Tirol gehört, sondern zu Italien.

2 Kommentare zu “Es könnte ernst werden”

  1. Karl sagt:

    „Schwarzfahrer“, Menschen, die die Verkehrsmittel illegal bestiegen haben, müssen in ihnen geduldet werden, wenn sie nun einmal drin sind

    Diese Analogie zur deutschen Praxis des Umgangs mit Asylbewerbern, die sich nach einer gerichtlichen Entscheidung unberechtigt in Deutschland aufhalten, ist mir noch eingefallen. „Nun sind sie einmal drin, jetzt müssen wir sie eben dulden, sie kriegen auch noch eine kostenlose Platzkarte dazu und Gutscheine für drei Mahlzeiten am Tag im Speisewagen. Alles völlig kostenlos, auf Kosten der Leute, die brav ihre Fahrkarten bezahlen und dann eben stehen müssen, wenn kein Platz mehr da ist.

    Raussetzen können wir die Schwarzfahrer nicht, sie haben ja keine Fahrkarte, aus der hervorgeht, wohin sie wollen und woher sie kamen. Das ist im mehrfachen Sinne praktisch für sie, aber ich glaube, nur in Deutschland funktioniert das noch.

    Wo sollen wir denn die abgelehnten Asylbewerber hinschicken, wenn sie uns nicht sagen, woher sie kamen bzw. diese Länder ihre Wiederaufnahme verweigern? Ganz einfach, dann gibt es nur das absolut Existenznotwendige, kein Bargeld und die Verpflichtung, für das Erhaltene zu arbeiten. Tun sie das nicht, dann bleibt nur die Abschiebehaft. Sie wird das Bemühen beflügeln, Deutschland – den Zug – wieder zu verlassen.

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