(aus unserer Rubrik „paarweise – berühmte Wortpaare“)
Zepter und Krone, die waren zerstritten
über die Frage, wer wichtiger sei.
Zufällig kam Kaiser Friedrich geritten,
trug die besagten Insignien dabei.
Kopfschüttelnd sprach er: „Das ist der vertrackte
Streit um die Rangfolge Henne und Ei.
Manch Philosoph schon beim Grübeln versackte,
schwelgend in müßiger Haarspalterei.“
„Ich will nicht grübeln, nur redlich erfassen
Zahlen und Tatsachen“, sagte die Kron‘.
Fakt ist: Nur mich gibt es heute in Massen,
für jeden Anlass und jede Art Thron.
Päpsten und Bräuten gereich ich zur Ehre,
Karnevalsprinzen nach Sitte und Brauch,
ich schmücke Dachstühle, Stangen, Altäre
und sogar Zähne, die schmücke ich auch.
Ich lasse Weinköniginnen erstrahlen.
Ich bin die Botschaft in Blech oder Gold.
Kurzum, für meinen Rang Eins sprechen Zahlen,
meinem Primat sind die Tatsachen hold.“
„Ich bin beeindruckt, doch bleib ich gelassen“,
sagte das Zepter und lächelte fein,
„Wichtigkeit misst nicht nach Mengen und Massen.
Deshalb ist klar: Ich muss wichtiger sein.
Ich bin als Amtsstab der großen Regenten
ein exklusives Symbol ihrer Macht.
Päpste und Kaiser sind meine Klienten,
mickrige Landesherrn werden verlacht.
Ich bin Potenzsymbol von Potentaten,
mein Dirigat setzt auf Härte und Schwung.
Mag des Kapellmeisters Taktstock auch raten,
schlicht und diskret zu sein. Ich steh auf Prunk!“
„Drum“, sprach die Krone, „kannst du mich nicht schlagen.
Schlägt doch mein Herz auch für Flitter und Trödel.
So wird mir niemand die Liebe versagen.
Krone der Schöpfung meint alle, auch Dödel.“
Ein Kommentar zu “Zepter und Krone”