Die Vernachlässigung des Deutschen zugunsten des Englischen hat auch seine Vorteile

Als ich heute früh die Google-Meldungen auf meinem Smartphone durchgegangen bin, lese ich eine Nachricht über Betrugs-Mails (Phishing-Mails) an Sparkassenkunden. Diese Mail ist abgebildet. Ich lese sie genau. Die Betrüger haben sich viel Mühe gegeben, sie seriös erscheinen zu lassen. Aber eine Hürde ist für sie doch zu hoch: die deutsche Sprache. Grobe Schnitzer vermeiden sie. Aber die Feinheiten sind ein Problem für sie, obwohl sie sich bestimmt von Deutsch-Kennern beraten ließen. Nach der Anrede, ein Komma (richtig!), aber danach geht es groß weiter. Dann fehlt im folgenden Satz das Subjekt. Da weiß ich doch sofort, dass es sich hier nur um Betrug handeln kann. (Außerdem schreiben sie lustigerweise „Lieber Kunde“. Na dann ist doch auch sowieso von vornherein klar, dass das keine Nachricht von einer deutschen Bank der Gegenwart sein kann. Also nicht nur die Feinheiten der deutschen Sprache, sondern auch die Genderei werden den Gangstern zum Verhängnis. Dann hat sie also doch noch einen Nutzen.)

Also, liebe Kinder, gut aufpassen im Deutschunterricht. Nutzt die wenigen Stunden. Deutschland gehört zu den ganz wenigen Ländern in der Welt, wo der Unterricht der eigenen Muttersprache in den weiterführenden Schulen nicht mehr Stunden in Anspruch nimmt als der Unterricht in Englisch, zuweilen sogar weniger. Also erst recht gut aufpassen in Deutsch, wenn ihr Betrugs-Mails erkennen wollt. Deutsch-Kenntnisse vermeiden finanzielle Verluste.

Noch kann ich das so schlussfolgern. Aber es geht insgesamt immer weiter bergab mit dem veröffentlichten Deutsch. Die Verantwortlichen legen mehr Wert auf exaktes Englisch. Sogar prominente deutsche Politiker entlarven sich zunehmend mit ihrem geschrumpften Deutsch. Mehrfach habe ich in der letzten Zeit in Nachrichten oder Gesprächsrunden („Talkshows“ – sie sind ja in der Tat mehr „Shows“) etwas wie „Sie teilten dem Präsident mit…“ gehört. Die Dativ-Endung wird einfach weggelassen. Wenn sich unsere Politiker genauso um die Interessen der eigenen Bevölkerung kümmern, wie sie ihre Sprache wichtig nehmen, dann „Guten Abend, Annalena“.

Wladimir Putin hatte in Petersburg russischen Studenten gesagt, dass Deutschland gar kein souveränes Land, sondern immer noch besetzt sei. Sprachlich-kulturell stimmt das auf jeden Fall, und unsere Medien beweisen es emsig an jedem Tag neu. Die DDR hatte sich in den Jahren sowjetischer Besatzung auch nicht annähernd so russifizieren lassen, wie sich ein Großteil der Westdeutschen – mit Lust – amerikanisieren ließ. Das sei nun einmal der Gang der internationalen Dinge. Nein! Wer nach Frankreich, Spanien, Schweden oder auch Italien guckt, weiß, dass es nicht so ist. Wenn schon das deutsche Volk bleiben sollte, so wird doch zumindest seine Sprache und Kultur ausgetauscht.

Die gute Kenntnis der eigenen Sprache und das Beharren auf sie schützen vor Betrug, hätte ich diesen Beitrag auch nennen können. Und genau dieses Thema hatte ich schon.

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