… auf der Münchener Sicherheitskonferenz eine Führungsrolle (Führung, Führerschaft) in Europa für sich und seine Nation. Aber er sagt es nicht so. Er spricht von „Leadership“.

Früher hat Deutschland andere Länder überfallen, heute überfällt es andere Sprachen, um sich hinter erbeuteten Worten zu verstecken. So gut mir dein letzter Beitrag, liebe Meta, zum Gendern gefällt (weil er zusammenhängend noch einmal alle Gründe aufführt, die gegen das Gendern sprechen, zumindest gegen das maßlose), die Hauptgefahr für mein geliebtes Deutsch sehe ich nicht darin, sondern wie Winfried Kretschmann in der Überfrachtung des Deutschen mit „merkwürdigen Anglizismen“.

Nehmen wir die Münchener Sicherheitskonferenz selbst. Vor ein paar Jahren standen auf dem Rednerpult und im Hintergrund noch beide Versionen: „Münchener Sicherheitskonferenz“ und die englische Übersetzung. Jetzt steht nur noch die englische Bezeichnung da. Noch kann man als Veranstaltungsort lesen: „Hotel Bayerischer Hof München“. Wenn die Entwicklung der Distanzierung der Deutschen von ihrer eigenen Sprache so weitergeht, wird in ein paar Jahren wahrscheinlich nur noch dastehen: „Hotel Bavarian Court Munich“.

Böse Zungen behaupten seit langem, dass die deutschen Eliten einen Bevölkerungsaustausch anstreben. Das glaube ich, ehrlich gesagt, nicht. Aber der Sprachenaustausch ist ganz offenkundig im Gange: Zwar zum großen Teil noch die alte Bevölkerung, aber mit einer ausgetauschten Kultur und Sprache. Unsere politisch-kulturellen Eliten, die das vorantreiben, werden sich wundern, denn mit dem Austausch der Sprache und Kultur verschwindet auch immer mehr die „Deutscher-Michel“-Mentalität. Ob die englischen Deutschen dann wirklich besser zu führen sind als die deutschen Deutschen, wird sich noch zeigen.

Auf jeden Fall ist das ein schwerer Schlag gegen die sprachlich-kulturelle Diversität in Europa. Sie wird zunehmend eingeebnet, wie das auch jetzt bei den Filmfestspielen in Berlin zu beobachten ist.

[Wie sich doch deutsche Großmanns- und Kleinmannssucht ergänzen: Damit der politische Anspruch auf Führung in Europa nicht ganz so unsympathisch daherkommt, macht sich die deutsche politische Klasse sprachlich ganz klein. – 19.02.23]