Wenn ich König von Deutschland wär’…

Nein, ich wäre ja eine Königin, aber auch die möchte ich nicht sein. Nur eine gewichtige Stimme im „Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend“ hätte ich schon gern, um meine Ideen einzubringen und gesetzlich verankern zu lassen. Sowohl Meta als auch Karl haben sich bereits tiefsinnig mit diesen Dingen des Lebens auseinandergesetzt, ich möchte es aus meiner ganz persönlichen Sicht auch einmal tun. Eine langjährige Tätigkeit als Grundschullehrerin sowie persönliche Erfahrungen dienen mir als Grundlage.

Als ich 1970, neu in Leipzig, die Klasse 1g mit 32 Schülern übernahm, wurde mir geraten, möglichst alle Elternhäuser zu besuchen. Ich tat es, und dabei wurde mir klar, wie wichtig das war. Dieser Schule im Südosten ging ein schlechter Ruf voraus, das erfuhr ich schon bei meinem ersten Friseurbesuch. In zwei Schulhäusern lernten 1600 Schüler aus vorwiegend schwierigen Elternhäusern. Im Buch „Als wir träumten“ gibt der Autor Clemens Meyer, der selbst Schüler dort war, eine Milieu-Studie des Einzugsgebietes ab. Es gab viele kinderreiche Familien, Alleinerziehende mit mehreren Kindern, prügelnde (Stief)Väter, und zeitgemäß waren nicht alle Kinder gewünscht.

In meiner 30-jährigen pädagogischen Tätigkeit habe ich immer wieder festgestellt, dass das Fundament der Erziehung in der Familie liegt und durch nichts zu ersetzen ist. Noch so gut ausgebildete und versierte Pädagogen, Psychologen oder Therapeuten können nicht ausgleichen, was in der elterlichen Erziehung versäumt wurde. Ich vermute, das wird sowohl von der Gesellschaft als auch von staatlicher Seite her unterschätzt. Bevor Paare sich für ein Kind entscheiden, werden vor allem materielle und logistische Bedingungen in Erwägung gezogen. Keiner stellt sich die Frage, ob die Bedingungen für eine langjährige elterliche Erziehung gegeben sind. Jedem Kind sollte man aber das Recht auf beide Elternteile zugestehen.

Viele Eltern liefen los, ohne zu bedenken, dass ein Kind „aufziehen“ kein Kurzstrecken-, sondern ein Marathonlauf ist. Viele begannen bzw. beginnen euphorisch und geben irgendwann auf – auf der Strecke, auf dieser bleiben dann auch viele Kinder, während sich die Eltern in der Regel neu finden und einrichten. Ich weiß, wie Scheidungskinder leiden, das hinterlässt immer Spuren. Und „Flickwerkfamilien“ sind eine Alternative, aber auch nicht mehr.

Sie sind modern, deshalb wählt man auch nicht meinen deutschen Begriff, sondern nennt sie „Patchwork“-Familie. Englisch ist genau so modern geworden wie diese aus Resten zusammengeflickten Familien. Klar, immer noch besser als alleinerziehend, da fehlt dann das Männliche oder Weibliche, das ist aus meiner Sicht auch von der Natur nicht so gewollt. Und wenn es wirklich einen göttlichen Schöpfer gibt, warum wohl machte er sich die Mühe und schuf zwei verschiedene Geschlechter? Damit plädiere ich gleichzeitig auch gegen gleichgeschlechtliche Eltern. Ich wäre mit einer Frau oder allein ganz bestimmt nicht zu den guten Erziehungsergebnissen meiner beiden Söhne gekommen.

Es gab und gibt bestimmt auch gute Stiefväter und -Mütter, die gerade aus einer gewissen Distanz zu „ihren“ Kindern heraus, diese besser erziehen können als die leiblichen Eltern, die manchmal zu nah mit ihnen verbunden sind, vielleicht sogar symbiotisch verschmolzen.

Ich würde als staatlich Beauftragte die elterliche Erziehung in der Familie aufwerten und sie dementsprechend auch finanziell unterstützen, gleichzeitig aber auch in die Pflicht nehmen. Wer als Paar eine Familie mit eigenen oder angenommenen Kindern gründen möchte, sollte einen „Elternvertrag“ abschließen, in dem das Versprechen abgegeben wird:

„… bis dass unser Kind/unsere Kinder erwachsen sind und eine abgeschlossene Berufsausbildung/Studium haben, so dass sie wirtschaftlich selbstständig ihr Leben allein gestalten können.“

Unabhängig vom Kindergeld gibt es für die Eltern ein angemessen gutes Elterngeld, sofern sie gemeinsam ihrer Erziehungspflicht nachkommen. Dazu kommen Steuerermäßigungen und Auflagen für Arbeitgeber, damit Eltern nicht in ihrer Karriere benachteiligt werden, wenn sie Auszeiten für die Erziehung benötigen. Kitas und Schulen unterliegen einer behördlichen Meldepflicht, wenn Defizite bei der Erziehung (Schulbummelei, Suchtverhalten u. ä.) sichtbar werden. Das Elterngeld kann dann diesbezüglich gekürzt oder ganz entzogen werden. Halten Eltern auch auf andere Weise das Elternversprechen nicht ein oder trennen sie sich, entfällt das Elterngeld.

Paare, die sich mit Kindern neu finden, müssen erneut ein Versprechen ablegen, um Elterngeld in Anspruch nehmen zu können. Vielleicht würden so mehr Paare „durchhalten“, ihrer gemeinsamen Kinder zuliebe. In der Wirtschaft klappt es doch auch, dass getrennte Paare die Firma, das Geschäft oder das Hotel gemeinsam weiter führen, obwohl die Liebe gegangen ist. Auch stehen Künstler gemeinsam auf der Bühne und geben ein harmonisches Paar ab, obwohl sie privat getrennte Wege gehen. Eine Familie zu gründen ist m.E. der Gründung eines Unternehmens gleichzusetzen.

Vor allem im Sinne unserer Kinder, aber auch zum Wohle unserer Gesellschaft, würde ich mir wünschen, dass wir Goethes weisen Ratschlag zukünftig ernsthafter befolgen: „Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln, solange sie klein sind, und Flügel, wenn sie größer werden.“ Haben die Kinder zu schwache oder kranke Wurzeln, werden sie nicht gut fliegen lernen oder werden gar entwurzelt.

Doch gibt es, im Gegensatz zu früheren Zeiten, ein ganz anderes Problem mit den Wurzeln. Ich würde es „Überdüngung“ und „Überversorgung“ nennen. Dadurch werden sie weich und faulig, aber keineswegs stark. Stärke kann man nur erreichen, wenn sich die geduldige und ruhige Liebe zu den Kindern mit einer konsequent fordernden Erziehung verbindet. Und genau das müssen die Eltern leisten. Da wir es heute fast nur noch mit Wunschkindern zu tun haben, werden sie oft wie Prinzessinnen und Prinzen behandelt und so nicht wirklich auf die Anforderungen des Lebens vorbereitet. Es fehlt ihnen an Leistungsbereitschaft, die man aber nur durch ein diszipliniertes Verhalten lernen kann. Weiche Eltern werden das bei ihren Kindern nicht erreichen, es tut ihnen leid, Forderungen zu stellen, die das Kind nicht mag. Aber Medizin schmeckt auch bitter und Therapien tun weh, helfen aber letztendlich doch. Viel später, wenn die Kinder erwachsen und im Leben erfolgreich sind, werden sie den Eltern für diese Erziehung dankbar sein.

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