Gibt es eine Anwesenheitspflicht für Gletscher?

Das fragte gestern am Donnerstagabend (2.10.) Andreas Rebers bei Dieter Nuhr im Ersten Deutschen Fernsehen. Eine sehr berechtigte Frage, finde ich.

Was ist so schlimm daran, wenn im ewigen Wechsel von Eis- und Hitzezeiten die Gletscher schmelzen? Sicher, das hat Nachteile, zum Beispiel müssen Berghütten abgerissen werden, weil der Fels, auf dem sie stehen, mit dem Ende des Permafrostes fragil geworden ist. Aber es hat auch Vorteile: Eine neu errichtete Hütte kann nun, zum Beispiel, besser und leichter zu Fuß durch ein Tal ohne Gletscher erreicht werden.

Die künstliche Intelligenz ist für mich eine Offenbarung, ähnlich wie die Atomkraft. Technik und Wissenschaft machen den Menschen wieder einmal ein großes Stück freier. Wunderbar, was für ein Glück!

Wir können unsere mental-geistigen Kräfte nun auf die Pflege menschlicher Beziehungen, auf die Fähigkeit zum Mitgefühl konzentrieren, und wir können richtig kreative, ver-rückte, abseitige Lösungen für Probleme entwickeln, wozu nur unlogische Menschen in der Lage sind – die Liebe ist eine der unlogischsten, irrationalsten „Sachen“. Den Menschen bleibt genug zu tun, die künstliche Intelligenz wird die natürliche nicht ersetzen, sondern ihr immer besseres Werkzeug werden und bleiben.

Dazu passt das Interview mit Sam Altman, das ich gerade auf Welt.de gehört habe. Er ist ähnlich optimistisch wie ich (oder besser umgedreht: ich bin ähnlich optimistisch wie er), was die Zukunft der KI angeht, und er sagt explizit in diesem Interview noch zwei „Dinge“, die mir sehr gefallen:

  1. Deutschland (allein) als der weltweit fünftgrößte Markt für künstliche Intelligenz hat bei dem Riesenstrombedarf dieser Technologie viel höhere Strompreise als seine größten Konkurrenten, die USA und China, dreimal höhere als der Erstgenannte, fünfmal höhere als der Zweitgenannte. Das ist so dank der „Klugheit“ unseres Ex-Vizekanzlers Robert Habeck von den Grünen, der immer wieder betonte, Strom sei nicht das Problem, sondern Erdgas, und der Gutachten zur Atomkraft anforderte, die – oh Wunder! – genauso ausfielen, wie er sie haben wollte. Daraufhin ließ er die drei letzten der damals modernsten und sichersten Atomkraftwerke der Welt abschalten. Er vollendete damit das Werk der großen Physikerin Angela Merkel (CDU), die schon vorher drei abschalten ließ. Sam Altmann kann sich darüber nur wundern. Inzwischen sei die Kernspaltung so sicher, dass man sie nutzen sollte.
  2. Er weiß den US-Präsidenten Donald Trump zu schätzen, unter anderem, weil er eine radikale Wende in der Klimapolitik eingeleitet hat. Da bin ich wieder bei Andreas Rebers und seiner berechtigten Frage in der Überschrift.

Das alles widerspricht diametral dem heute in Deutschland angesagten Denken. Wer ist klüger, Fritze Merz oder Sam Altman? Für mich liegt die Antwort auf der Hand.

2 Kommentare zu “Gibt es eine Anwesenheitspflicht für Gletscher?”

  1. FederOhneFlagge sagt:

    Ich würde Altmann weniger romantisieren: Altman handelt nicht aus „Weitsicht“, sondern wie ein normaler Geschäftsmann mit Gewinnabsicht. Er war bis April 2025 Chairman beim Kernkraft-Startup Oklo (nach SPAC-Börsengang) und trat zurück, um mögliche Stromdeals mit OpenAI ohne Interessenkonflikt zu verhandeln. Oklo entwickelt kleine, modulare „Aurora“-Mikroreaktoren (~15 MWe) für planbare 24/7-Leistung via Langfrist-PPAs – u. a. für Rechenzentren; es existiert bereits ein (unverbindlicher) 12-GW-Rahmenvertrag mit dem Rechenzentrums-Entwickler Switch bis 2044. Überschüsse aus Wind/Sonne sind nett, aber sein Anreiz ist verlässliche Grundlast zu festen Preisen – genau dafür lobbyiert er. Das ist kein Moralprojekt, das ist Betriebswirtschaft.

    Zweite Ebene: Den Betrieb moderner AKW halte ich hierzulande für relativ sicher. Was mir Angst macht, ist der Abfall. Ein kleiner Teil bleibt für Zehntausende bis Hunderttausende Jahre gefährlich. Um das greifbar zu machen, eine Fiktion: Hätten die Ägypter vor 5.000 Jahren Kernkraft genutzt, den Müll unter gigantischen Pyramiden vergraben und den Zugang mit den stärksten Flüchen und Orakeln ihrer Zeit versiegelt – wir hätten ihn heute vermutlich trotzdem freigelegt. Sprachen gehen verloren, Symbole werden missverstanden, Tabus werden zu Rätseln. Genau deshalb ist „sichere Verwahrung für 100.000 Jahre“ kein technisches Detail, sondern eine zivilisatorische Zumutung. Wer Kernkraft will, muss dieses Langzeit-Gedächtnisproblem ehrlich mit einpreisen – inklusive der Frage, wie man Menschen in 500 oder 5.000 Jahren zuverlässig warnt. Ich kann es mir nicht vorstellen.

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