Das war schon in der DDR so. Die Eliten waren überzeugt, mit dem „Sieger der Geschichte“, der „großen Sowjetunion“, verbunden zu sein, und die normalen Leute ächzten, dass sie keinen Klempner kriegten und zehn Jahre auf ein Auto warten mussten.
Heute ist es ganz ähnlich: Die Eliten der BRD waren bis vor kurzem noch überzeugt, mit dem „Sieger der Geschichte“, den großen USA, verbunden zu sein, und die normalen Leute ächzen, dass sie sich nach dem Dunkel-Werden nicht mehr auf die Straße trauen, weil die Kriminalität überhand nimmt und sie ächzen weil, statistisch gesehen, die Inflation gar nicht der Rede wert sei, denn die Reallöhne würden schneller steigen als die Preise. Bloß in der Realität nimmt die blanke Not bei denen überhand, die keinen guten Job haben, und das zunehmend.
Meine Regionalzeitung, die „Leipziger Volkszeitung“, kommt gar nicht mehr aus dem Staunen heraus, wieso sich viele Sachsen ärmer fühlen, obwohl doch die Reallöhne schneller steigen würden als die Preise. Die gefühlte Inflation, die durch Befragungen von Personen ermittelt wird, lag bei rund 15 Prozent.
Das ist ja eine Frechheit von den fühlenden Bürgern, obwohl die Landeszentralen für politische Bildung extra Handreichungen entwickelt haben, dass die objektive Inflation gar nicht so schlimm sei. Es ist eine Frechheit von den Bürgernden, sich eine eigene Meinung zu erlauben und das einfach nicht zu glauben.
Wo kommen wir denn da hin, wenn jeder selbst denkt und sich dem betreuten, beobachteten und kontrollierten Denken entzieht?
Das haben sich entsetzt auch die alten DDR-Funktionäre gefragt und den „Sputnik“ und andere sowjetische Zeitschriften verboten, die kurz vorher noch als das Nonplusultra galten.
Und das fragen sich entsetzt die heutigen Politfunktionäre, die am liebsten das, was zum Beispiel der US-amerikanische Vizepräsident über den Zustand der Meinungsfreiheit in Deutschland sagt, in altbewährte „Giftschränke“ gefährlicher Informationen versenken würden.
Vor kurzem war das, was die US-amerikanische Administration sagte, noch das Nonplusultra des politischen Denkens in Deutschland. Wie sich doch die Zeiten gleichen.
Der vorige Bundeskanzler, Herr Scholz (SPD), machte jede Waffenlieferung in die Ukraine davon abhängig, was die USA lieferten. Jetzt ist „der Westen“ führungslos, und das ist besonders schlimm für die hörigen Deutschen, die seit Jahrzehnten über kein eigenes nationales Selbstbewusstsein mehr verfügen.
Die EU soll es nun richten, aber da ist gerade Frankreich dabei, schlapp zu machen. Jetzt müssen schnell noch die politischen Alternativen verboten werden, bevor der deutsche Michel Ernst macht und die abwählt, die die Welt nicht so sehen, wie sie ist, sondern wie sie in ihren Augen sein soll. Das ist das Wunschdenken, an dem auch schon die DDR-Oberen gescheitert waren.
Mich erstaunen wirklich die diesbezüglichen Parallelen zwischen der DDR in ihrer Endphase und dem heutigen Deutschland. Die Eliten in beiden Fällen waren bzw. sind trotzig: Sie wollen sich nicht ihre schönen Lieblingsideen madig machen lassen, die vom „realen Sozialismus“ und die von der realen Westdemokratie.
Das System bröckelte bzw. bröckelt in beiden Fällen: Die Wirtschaft geht den Bach runter, die Bildungsergebnisse sind immer katastrophaler und der Strom wird immer teurer. Pardon, der Vergleich stimmt doch nicht ganz: Mit der Bildung und der Energie war es zum Ende der DDR nicht so schlimm, wie es heute in der BRD ist.
Aber die Überstimmung bezüglich der trotzigen Sturheit der Regierenden ist frappierend: Deutschland schiebt einen riesigen Schuldenberg vor sich her, genauso wie das damals in der DDR der Fall war, aber stolz verkündet die Bundesregierung, dass sie weiter eine führende Rolle bei der Finanzierung des Krieges in der Ukraine spielen wird. („Nach den USA bezahlen wir am meisten. Inzwischen haben wir sogar diese überholt.“)
Weil wir selbst nicht mehr in der Lage sind, national zu denken, ist für uns völlig unbegreiflich, wie Putin einen Krieg führen kann, „nur“ weil das ukrainische Brudervolk in den Westen abwandern will.
Man stelle sich nur einmal vor, was los wäre, wenn zum Beispiel Österreich seinen Austritt aus der EU erklären würde und seinen Willen, sich einer russischen Staatengemeinschaft anzuschließen. Österreich ist ja ein souveränes Land. Jede Nation hat das Recht, selbst zu wählen, welcher Staatengemeinschaft sie angehören will. Ob das für Österreich in einem solchen theoretischen Fall dann auch so gelten würde, wie es der „freie Westen“ für die Ukraine beansprucht?
Genauso stur blieben die Betonköpfe in der DDR, zum Beispiel, bei der Wahnsinnssubventionierung der Grundnahrungsmittel, obwohl das Brot bereits an die Hühner und Schweine verfüttert wurde.
Und obwohl die fähigen Ingenieure in Zwickau und Eisenach bereits seit Jahrzehnten viel bessere Trabants und Wartburgs entwickelt hatten, mit Viertaktmotoren, Jahre vor der Kooperation mit VW, führte dort kein Weg rein: die alten Autos mussten weiter gebaut werden.
Es gibt eine Arroganz politischer Funktionäre, die sogar den normalen menschlichen Selbsterhaltungstrieb tötet, damals wie heute. Sie fühlten sich in der DDR so sicher, dass sie glaubten, weiter an den Bedürfnissen der einfachen Leute vorbeiregieren zu können, ohne ihre eigene Existenz zu gefährden.
Genauso ist es heute. Die politischen Funktionäre des Establishments fühlen sich sicher. Das ist auch wieder gut, denn dadurch tragen sie zur weiteren Verschärfung der Lage bei, bis auch ein Blinder mit Krückstock sieht, dass es nicht so bleiben kann.
Ja, Karl, ich teile deinen Vergleich mit der agonierenden DDR. Auch mir drängt sich dieser Gedanke immer öfter auf. Das Unvermögen der politischen Kaste, über den Tellerrand zu schauen, ist frappierend. Und entmutigend.
Im Unterschied zu dir glaube ich indes nicht, dass die NATO in Österreich einmarschieren würde bei einem Austritt aus der EU. Solche Überlegungen gab es schließlich bei GB auch nicht. Und ich glaube nicht, dass Putin irgendein „nationalistisches“ Recht hatte, sein Nachbarland mit Krieg zu überziehen. Wir müssen nicht Tölpel und Verbrecher hofieren, um uns von der eigenen „Elite“ zu distanzieren. Machen leider viele. Ist aber in sich nicht stringent gedacht.
Lieber Junker Martin, ich glaube nicht, dass ich so argumentiere, wie das viele hier tun würden. ich bin schon eigen-eigen. Wer weiß denn heute in Deutschland und wer will es wissen, dass es 1871 beinahe zur „großdeutschen“ Reichsgründung unter Einbeziehung Österreichs gekommen wäre. Das ist gerade etwas mehr als 150 Jahre her, ein Wimpernschlag im historischen Zeitenlauf. Heutige Angesagte interessieren ganz andere „Wimpernschläge“, die in Kilometern, und da sind die USA ganz nahe.
Was ist aber „nu“, wo dort Trump und Vance angesagt sind? Da müsste man was Eigenes haben, einen Begriff von einer eigenen Nation und deren Kultur. „Ham‘ w‘ nicht.“ Aber wir haben „den Westen“, aus dem darf keiner mehr raus, der einmal drin war.
Großbritannien ist nicht aus „dem Westen“ ausgetreten, sondern aus der EU. Die Ukraine will aus „dem Osten“ austreten, aus einer brüderlichen nationalen Gemeinschaft, die mit der zwischen Deutschland und Österreich verglichen werden könnte, wenn wir in diesen beiden Ländern nicht nur ein staatliches Bewusstsein hätten, sondern auch ein nationales, vielleicht sogar eines im Sinne der Kulturnation. (Grübel, grübel, was ist das? Etwas aus der westlichen Moderne? Ne, das bestimmt nicht.)
Ich will nicht den „Osten“, ich will nicht den „Westen“, ich will die Mitte und dafür stand das Heilge Römische Reich Deutscher Nation, der „Deutsche Bund“ mit seiner Hauptstadt Wien und das Deutsche Reich, vor allem so lange es seinen Reichslanzler Otto von Bismarck hatte.
Das – dieses Stück eigenes nationales Kulturbewusstsein – muss erst einmal wieder verstanden werden, bevor es möglich ist, Putin und seine „imperialen“ Wünsche historisch richtig einzuordnen.
Ich will, verzeih‘ mir bitte diese Eigenheit zum Quadrat, einen „Neuen Deutschen Bund“, wieder mit der Hauptstadt Wien, offen für alle Staaten, die früher einmal zum Deutschen Reich und der Österreich-Ungarischen Monarchie gehörten. Sie könnten einen neuen Geist in die Welt bringen, einen, der über der „Kriegstüchtigkeit“ ebenso des Westens wie des Ostens steht. Ein anderes großes „Weltreich der Mitte“, China, könnte gut mit ihm kooperieren.
Das ist doch mal ein kreatives „Out-of-the-Box-Denken“ (so muss ich es ja für die neuen Deutschen formulieren), ein Aussteigen aus der Ost-West-Kiste, das weiterführen kann, zu Frieden und Wohlstand – für die Deutschen und nicht nur für diese.
Ja, Karl, ich verstehe dein Konzept. Und es ist wirklich out of the box. Gleichwohl befremdet es mich eher. Aber grundsätzlich ist es mir egal. Der entscheidende Punkt für mich wäre, wie würdest du dieses Ziel erreichen wollen. Mit Gewalt etwa? Wie Putin? Mit so vielen Toten? Für eine „nationale Idee“? Das wäre für mich nichts. Würde dich in meinen Augen zum Verbrecher machen.
Zum Glück ist das alles rein hypothetisch 😉
LG
Natürlich nicht mit Gewalt. Das ist schon mal eine „Sache“, die sicher wäre bei diesen ganzen Unwägbarkeiten.
„Die Ukraine will aus „dem Osten“ austreten, aus einer brüderlichen nationalen Gemeinschaft, die mit der zwischen Deutschland und Österreich verglichen werden könnte, wenn wir in diesen beiden Ländern nicht nur ein staatliches Bewusstsein hätten, sondern auch ein nationales, vielleicht sogar eines im Sinne der Kulturnation. “
selten so einen Unsinn gelesen. Bitte nochmal mit der politischen und ökonomischen Geschichte der Ukraine wärend und nach dem Austritt aus der Sowjetunion befassen.
6, setzen.
Bitte noch ein ganzes Stück weiter zurückdenken. Die Geschichte beginnt nicht erst mit der Sowjetunion.
ok, dann schauen wir mal „weiter zurück“:
Kiewer Rus’ war das erste ostslawische Gemeinwesen – mit Kyiv als Zentrum, Jahrhunderte vor dem Aufstieg Moskaus. Aus diesem Erbe leiten sich mehrere moderne Nationen ab, nicht nur Russland.
1569, Union von Lublin: Der Großteil der ukrainischen Gebiete kam in die Polnisch-Litauische Staatlichkeit – keine „natürliche Einheit“ mit Moskau.
1654, Perejaslaw: Ein bündnispolitischer Anschluss der Kosaken an Moskau (Schutz gegen Polen), keine vorbehaltlose „Wiedervereinigung“. Danach teilten Polen und Russland die Ukraine (Waffenstillstand von Andrusowo, 1667).
18. Jh.: Schrittweise Abschaffung der ukrainischen Autonomien (Hetmanat) und 1775 Zerstörung der Saporoger Sitsch – klassischer imperialer Zentralismus.
19. Jh.: Russifizierung statt „Brudergemeinschaft“: Valuev-Zirkular (1863) & Ems-Ukaz (1876) beschränkten/bannten Ukrainisch in Schule, Kirche, Druck.
1917–21: Es gab bereits eine ukrainische Volksrepublik und danach eine Teilung (Frieden von Riga, 1921) – lange vor 1991.
1932/33 Holodomor: Politisch erzwungene Hungersnot traf die Ukraine besonders hart – prägend für das moderne ukrainische Selbstverständnis.
Pointe: Die Ferndiagnose „brüderliche nationale Gemeinschaft“ hält historisch schlecht. Was wir sehen, sind wechselnde Oberherrschaften, gebrochene Autonomie-zusagen, Sprachverbote und wiederholte Versuche ukrainischer Staatlichkeit, lange vor der Sowjetunion.
„Weiter zurück“ ergibt: Kyiv vor Moskau, Bündnisse statt Verschmelzung (1654), abgeschaffte Autonomien (1764–1775), Sprachverbote (1863/1876), eigene Republik (1917) und Teilung (1921). Das ist keine Romantik der „Brüder“, sondern die Geschichte einer eigenständigen politischen Tradition, die immer wieder von außen begrenzt wurde.
Und nun?
Die historischen Fakten wertet jeder aus seiner eigenen Lebensphilosophie heraus. Der oberste Wert des „Westens“ ist die individuelle Freiheit. Das führt zu einer Atomisierung der Gesellschaften. Diese wird gebremst, wenn es wie in den USA, in Großbritannien oder Frankreich ein nationales Bewusstsein der Zusammengehörigkeit gibt. Das gibt es in Deutschland nicht, deswegen fällt dieses Land immer weiter auseinander.
Der oberste Wert meiner Lebensphilosophie ist nicht die individuelle Freiheit, sondern Zusammen- bzw. Dazugehörigkeit. Das fängt in den Familien an, die im Westen immer weiter auseinanderfallen; gescheiterte Existenzen, Einsamkeit und Depressionen sind die Folge.
Was ist besser? Staatlicher Dirigismus, der das Bruttosozialprodukt und damit den Wohlstand immer weiter erhöht wie in China oder ein „freier“ Markt, der in Wirklichkeit auch nicht frei ist, sondern in Ideologien gefangen?
Und vor allem: Wie viele Junge scheitern, gehen an Drogen und psychischen Problemen zugrunde? Hier wäre mal eine ehrliche Statistik pro 100.000 Einwohner hilfreich. Ich habe sie nicht, aber ich bin sicher, eine Gesellschaft, in der es vorwärts geht, die sich rasant weiterentwickelt, technisch, wirtschaftlich und kulturell, macht ihre Bürger glücklich. Da müssen bei weitem nicht so viele scheitern wie bei uns, auch wenn die persönliche Freiheit begrenzt ist, auch wenn die Jugend – zuweilen streng – geführt wird, zum Beispiel auch mit strikten Handy- und Drogenverboten. Sie werden auch in China nicht einhundertprozentig durchgesetzt werden können, aber doch entschieden besser als bei uns.
Wie sehr es in China aufwärts geht, auch kulturell, sehen Sie schon an dem, was ich über Goethes Faust und seine Bedeutung in China geschrieben hatte.
Neue Fragestellung ≠ Antwort. Ich fragte nach Kiewer Rus’, Perejaslaw, Ems-Ukaz – du über China. Zurück zum Thema: Welche meiner Punkte hältst du für falsch – und warum?
Ich bin ein ganzheitlicher Denktyp, versuche, Probleme aus den großen Zusammenhängen heraus zu verstehen und zu lösen. Für die analytische Detailbetrachtung müsste ich viel Zeit investieren, die ich nicht habe.
Der große Zusammenhang, auch beim Thema Ukraine-Russland, ist: Es findet in der Gegenwart ein Kampf zwischen zwei Lebensmodellen statt, dem individuumorientierten, westlichen und dem gemeinschaftszentrierten östlichen.
Sowohl für China als auch für Russland gilt das Primat der nationalen Gemeinschaft gegenüber der individuellen Freiheit. Die Tatsache, dass die Ukraine in den „freien Westen“ will, ist dem Streben nach individueller Freiheit und vor allem nach einem höheren westlichen Lebensstandard geschuldet.
Dieser wird in der EU in erster Linie durch Deutschlands Wirtschaftskraft (3. in der Welt, 1. in Europa) gewährleistet. Wenn es so kommt, wie ich denke, dass das individuumzentrierte Lebens- und Gesellschaftsmodell, die „Produktionsverhältnisse“ im Marxschen Sinne, dem gemeinschaftsorienten unterlegen ist, wird sich das in den Produktivkräften niederschlagen, und es ist Schluss mit dem hohen, insbesondere durch Deutschland generierten Lebensstandard. Dann hat sich auch das Streben der Ukrainer in die westliche Freiheit erledigt.
Ganzheitlich denken ist okay – aber es ersetzt keine Antwort auf konkrete Punkte. Selbst wenn ich dein Ost/West-Narrativ nehme, folgt daraus kein Recht, Grenzen mit Gewalt zu verschieben. Völkerrecht ist modellagnostisch.
Die Dichotomie ‚Freiheit ⇒ Atomisierung‘ vs. ‚Gemeinschaft ⇒ Blüte‘ ist künstlich: Erfolgreiche Gesellschaften kombinieren Freiheit + starken Gemeinsinn (schau auf Nord- und Ostasien-Demokratien). Und dein Marx-Test der Produktivkräfte? Krieg zerstört Produktivkräfte – nicht nur in der Ukraine, auch in Russland (Kapitalflucht, Abwanderung, Opportunitätskosten).
Vor allem unterschlägst du die Selbstbestimmungs- und Entscheidungsfreiheit der Ukrainer: 1991 gab es ein klares Mandat für Souveränität. Selbst wenn sie „westlichen“ Wohlstand wollen – das legitimiert keinen Angriff.
Also bitte zurück zur Sache:
a) Anerkennst du die Souveränität der Ukraine seit 1991?
b) Anerkennst du, dass Grenzen nicht mit Gewalt geändert werden dürfen?
c) Siehst du in Perejaslaw/Budapest/Freundschaftsvertrag irgendwo einen russischen Herrschaftsanspruch?
Wenn ja, erledigt sich deine Makroerzählung von allein.
a) Es dürfte kaum einen interessieren, ob ich die Souveränität der Ukraine anerkenne, aber ich tue es.
(Ich erkenne übrigens auch die Souveränität Österreichs an und bedaure trotzdem, dass es 1871 nicht zur „großdeutschen“ Reichseinigung kam.)
b) „Keine Gewalt!“ – das ist ein absolut primärer Wert für mich. Sich daran zu halten oder nicht zu halten ist das entscheidende Kriterium der Einschätzung politischer Kräfte, unabhängig davon, was sie sonst noch so sagen. Das gilt, wie ich schon in der Antwort auf Junker Martin schrieb, natürlich auch in der Außenpolitik.
c) Menschliche Beziehungen, auch die zwischen Staaten, haben immer mit Machtkämpfen zu tun, auch im Sinne von „Ansprüchen“ an den anderen. (Charles de Gaulle: „Staaten haben keine Freunde, sondern nur Interessen“ – außer der Bundesrepublik Deutschland, wie es mir scheint. Aber deswegen hat sie trotzdem keine Freunde, jedenfalls keine wirklichen, was ja zwischen Staaten sowieso nicht geht, siehe de Gaulle.)
„Danke für a) und b). Genau deshalb irritiert mich deine frühere These von der Ukraine, die aus einer ‚brüderlichen nationalen Gemeinschaft‘ des Ostens austrete (analog D–A). Auf welcher Grundlage steht diese Behauptung?
Begriffsklärung: Was meinst du konkret mit „Osten“ und „brüderlich“ – Kulturgefühl, Kirche, Sprache, Ökonomie, Recht?
Mandat & Repräsentation: Wer genau hat diese ‚Gemeinschaft‘ je politisch vertreten – und mit welchem Mandat der Ukrainer?
Rechtsbasis: Welche völkerrechtliche oder vertragliche Grundlage weist über „gute Nachbarschaft“ hinaus auf einen politischen Einheitsanspruch?
Konsequenz deines b): Wenn du „Keine Gewalt!“ als Primat anerkennst – folgst du dann, dass die Selbstbestimmungsfreiheit der Ukrainer (EU-/NATO-Kurs inklusive) nicht durch „brüderliche“ Narrative eingeschränkt werden darf?
Ohne klare Begriffe, Mandat und Rechtsgrundlage bleibt ‚brüderliche Gemeinschaft‘ eine Erzählung – keine politische Kategorie, die Souveränität relativieren dürfte.“
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