Deutsch(en)schutz ist genauso wichtig wie Klimaschutz (für die Deutschen jedenfalls)

Oder/und: Der Sprachenwandel ist genauso gefährlich wie der Klimawandel, jedenfalls für die Deutschen. An jedem Tag sterben Arten in der Tier- und Pflanzenwelt und in der Welt der deutschen Sprache. Das Artensterben in dieser doppelten Hinsicht erfolgt rasant, und es ängstigt mich.

Durch einen Zufall bin ich auf das Buch „Worauf du dich verlassen kannst“ gestoßen. Prominente schreiben darin ihren Enkeln. Es sind die üblichen „Verdächtigen“ in Bezug auf die Großeltern, die schreiben, und vor allem in Bezug auf die Welt- und Lebensprobleme, wegen derer sie sich Sorgen machen und wegen derer sie ihren Enkeln ins Gewissen reden. (Ich werde es in einem bald folgenden Beitrag auch tun.)

Keiner macht sich Sorgen um die deutsche Sprache, natürlich nicht. Das tut ja auch keine Partei in Deutschland, weder eine linke, noch eine rechte und auch keine aus der Mitte. Sie ist verlassen und verraten wie kaum etwas Anderes in dieser Gesellschaft. Die AfD zum Beispiel produziert Aufkleber mit der Aufschrift „Just do it!“ unter einem blauen, nach oben zeigendem Pfeil.

„Mach’s einfach!“ ist für die AfD-Patrioten nicht gut genug. Das ist nur ein Beispiel von unzähligen. Bald werden deutsche Kinder und Jugendliche die Wendung „Mach’s einfach!“ oder „Tu’s einfach!“ gar nicht mehr kennen, und sie werden gezwungen sein „Just do it!“ zu sagen, wenn sie einen solchen Gedanken ausdrücken wollen. Sprachlich-kulturelle Verarmung und Entdiversierung aller Orten: immer mehr Englisch-Mono, statt Sprachen-Stereo, schon gar nicht, wenn es sich um die angestammte Mutter- und Vatersprache der Menschen handelt, die – früher – in Deutsch-Land gesprochen und geschrieben wurde.

Eine Nation, die nicht mehr willens und in der Lage ist, für neue Sachlagen neue Wörter aus der eigenen Sprache zu kreieren und anstatt dessen immer nur die eine, angesagte Sprache nachäfft, ist auf einem absterbendem Ast, zumindest in kultureller Hinsicht. Das erkennen sogar Grüne, aber nur eine absolute Minderheit von ihnen. Ich meine jetzt Winfried Kretschmann:

„Ich finde bedauerlich, dass wir die Fragen der Sprache oft auf das Gendern verkürzen. Unsere Sprache ist nicht mehr kreativ. Wir überfrachten nur alles mit merkwürdigen /1/ Anglizismen. Es wäre gut, wenn wir insgesamt wieder kreativer mit unserer eigenen Sprache umgehen würden, statt mit Doppelpunkt und Unterstrich nicht sprechbare Dinge zu schreiben /2/.“ [Zitiert aus „Sprache kann man nicht politisch befehlen“ auf Welt.de.]

Setzen wir dem Artensterben ein Ende, auch dem von deutschen Worten und Wendungen. Bald, bevor es zu spät ist.

 

Fußnoten

/1/ Diese Anglizismen sind gerade nicht merk-würdig, sondern in Wirklichkeit des Merkens unwürdig.

/2/ Ich verstehe nicht, dass die Gender-Verfechter, besonders die weiblichen, nicht den folgenden einfachen Gedanken verstehen, den ich schon ausgeführt hatte (siehe meinen Kommentar zu Metas Beitrag „Gendern (3) Genderismus, nein danke – aber was dann?“): Durch die ständigen Dopplungen (Lehrer+Lehrerinnen, Schüler+Schülerinnen, Kinder+Kinderinnen, Polizisten+Polizistinnen, Ärzte+Ärztinnen …) wird die weibliche Form zu einer Ableitung des Männlichen herabgestuft. Ich würde als Frau stolz sagen, natürlich bin ich genauso ein Lehrer/Arzt/Polizist… wie es meine männlichen Kollegen sind. Aus dieser allgemeinmenschlichen Formulierung lasse ich mich doch nicht vertreiben durch übereifrige Feministen, die erst den männlichen Wortstamm brauchen, bevor sie eine weibliche Ableitung anhängen können. Es gibt im Übrigen außer Winfried Kretschmann noch andere Links-Grüne, die sich sprachlich einen beachtlichen Verstand bewahren konnten: Frau Carola Rackete, die ich im Allgemein gar nicht sympathisch finde, besteht zum Beispiel darauf, nicht „Kapitänin“ genannt zu werden, sondern „Kapitän“.

 

Ein Kommentar zu “Deutsch(en)schutz ist genauso wichtig wie Klimaschutz (für die Deutschen jedenfalls)”

  1. Marlen sagt:

    Die andere Liebe

    wenn ich nicht wen habe
    zum Lieben
    allein gelassen nur mit mir
    erinnere ich mich
    der anderen Liebe

    Buchstaben

    die kleinen und großen
    wie schön wenn sie
    sich finden zu Worten
    die mit mir reden
    meine Seele spiegeln

    manchmal trösten sie
    manchmal kämpfen sie
    gemeinsam mit mir
    gegen inneren Schmerz
    gegen die Angst

    auf der Suche
    nach schönen Worten
    verliere ich mich
    denk nicht mehr daran
    dass keiner bei mir ist

    außer meinen Buchstaben

    Nun, ich bin Jahrgang 1944, geboren im Krieg, aufgewachsen als Nachkriegskind in einem kleinen Ort in Ostthüringen.

    Englischunterricht hatte ich nie. Nach der Wende, in der Mitte meines Lebens, besuchte ich mehrere Kurse, mit wenig Erfolg. Es reicht einigermaßen, um die neuen Techniken benutzen zu können und manche Wörter zu übersetzen.
    Einer Konversation in Englisch kann ich nicht folgen, mich nicht an ihr beteiligen.

    Und wenn meine Familie beginnt, Englisch zu sprechen, weil einem ausländischen Mitglied die deutsche Sprache schwerfällt und alles zu anstrengend ist, obwohl hier studiert und schon seit Jahren hier ansässig, bin ich als ältestes Familienmitglied außen vor. Es sei denn, mein Sohn übersetzt mir das Wesentliche. Aber meist entferne ich mich resigniert und enttäuscht…

    Und so wie in der Familie ergeht es mir, wenn ich die Medien benutze oder in der Stadt unterwegs bin.

    Natürlich könnte ich weitere Sprachkurse belegen, um dem heute hier Angesagtem hinterherzuhecheln. Aber es macht mir keinen Spaß mehr, und meine verbleibende wertvolle Lebenszeit möchte ich nicht mit Handlungen ausfüllen, zu denen mich der deutsche Zeitgeist zwingt.

    Stattdessen fröne ich lieber in meiner deutschen Muttersprache meinem Schreib-Hobby und erfreue mich an den schönen Worten, die mir dazu einfallen. Auch die Rechtschreibung, Grammatik und Interpunktion beherrsche ich noch, was ich von meinen Enkeln so nicht behaupten kann…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert